Hauptmenü

Islamischer Extremismus

Header Islamischer Extremismus
Foto: Verfassungsschutz Brandenburg

"Islamischer Extremismus", auch Islamismus genannt, bezeichnet eine Form des religiös legitimierten politischen Extremismus. Er ist abzugrenzen vom Islam als Weltreligion, deren Ausübung in den Bereich der Religionsfreiheit fällt und durch Artikel 4 des Grundgesetzes garantiert ist. Der islamische Extremismus hingegen ist eine politische Ideologie, die den Anspruch erhebt, die freiheitliche demokratische Grundordnung durch einen totalitären Gottesstaat zu ersetzen. Hierbei greifen Teile der islamisch-extremistischen Szene gezielt auf Gewalt und Terror zurück.

Islamische Extremisten sehen in Allah (wörtl.: Gott) den einzig legitimen Herrscher, Souverän, Richter und Gesetzgeber. Daraus leiten sie eine Einheit von Staat und Religion auf der Grundlage der Scharia ab, welche eine Gewaltenteilung obsolet mache. Sie lehnen von Menschen geschaffene Verfassungen, Gesetze und moralische Prinzipien, die nicht auf islamisch-religiösen Quellen beruhen, ab. Entsprechend verneinen sie die Gültigkeit von Grundrechten, wie etwa die die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Meinungsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Es existiert eine Vielzahl von islamisch-extremistischen Gruppen, welche sich hinsichtlich ihrer ideologischen Prämissen, Strategien, Mittel und geographischen Orientierungen unterscheiden und teils sogar gegenseitig bekämpfen. So sind im Land Brandenburg einerseits legalistische Islamisten aktiv. Sie versuchen, mit vielfältigen Anstrengungen langfristig Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu nehmen, um diese nach ihrem extremistischen Islamverständnis umzuformen. Hierfür bieten sie beispielsweise karitative Angebote an und solche für Bildung. Darüber hinaus versuchen sie bestehende Institutionen und Organisationen gezielt zu unterwandern. Diese Strategien werden in Brandenburg vor allem von islamischen Extremisten angewandt, die der Muslimbruderschaft nahestehen.

Darüber hinaus liegen dem Verfassungsschutz in Brandenburg auch Erkenntnisse aus dem salafistischem und jihadistischem Spektrum vor. Jihadististen sehen sich selbst als "Mujahidin" (Kämpfer, Gotteskrieger). Der bewaffnete Kampf und terroristische Aktionen sind ihre bevorzugten Mittel, um den totalitären Gottesstaat zu errichten. Die bekanntesten Organisationen sind der "Islamische Staat" (IS) und die regionalen Vertreter von Al-Qaida. Aus diesem islamistischen Spektrum sind für Brandenburg insbesondere Personen mit Bezügen zur islamistischen Nordkaukasischen Szene relevant. Auch aus Brandenburg reisten in der Vergangenheit einzelne Personen aus, um sich in der Region Syrien und Irak terroristischen Gruppierungen anzuschließen.

Die islamisch-extremistische Szene im Land Brandenburg hat in den letzten Jahren einen spürbaren Personenzuwachs erfahren. Dieses liegt sowohl an einer besseren Erkenntnislage der Sicherheitsbehörden als auch an einer tatsächlichen Erhöhung des Personenpotenzials, welches in Brandenburg vorwiegend aus Migranten besteht. Die folgende Übersicht bietet zusammenfassende Informationen zu den wichtigsten Strukturen im Land Brandenburg. Weiterführende Angaben und Bewertungen finden Sie zudem in unserem aktuellen Verfassungsschutzbericht.

Header Islamischer Extremismus
Foto: Verfassungsschutz Brandenburg

"Islamischer Extremismus", auch Islamismus genannt, bezeichnet eine Form des religiös legitimierten politischen Extremismus. Er ist abzugrenzen vom Islam als Weltreligion, deren Ausübung in den Bereich der Religionsfreiheit fällt und durch Artikel 4 des Grundgesetzes garantiert ist. Der islamische Extremismus hingegen ist eine politische Ideologie, die den Anspruch erhebt, die freiheitliche demokratische Grundordnung durch einen totalitären Gottesstaat zu ersetzen. Hierbei greifen Teile der islamisch-extremistischen Szene gezielt auf Gewalt und Terror zurück.

Islamische Extremisten sehen in Allah (wörtl.: Gott) den einzig legitimen Herrscher, Souverän, Richter und Gesetzgeber. Daraus leiten sie eine Einheit von Staat und Religion auf der Grundlage der Scharia ab, welche eine Gewaltenteilung obsolet mache. Sie lehnen von Menschen geschaffene Verfassungen, Gesetze und moralische Prinzipien, die nicht auf islamisch-religiösen Quellen beruhen, ab. Entsprechend verneinen sie die Gültigkeit von Grundrechten, wie etwa die die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Meinungsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Es existiert eine Vielzahl von islamisch-extremistischen Gruppen, welche sich hinsichtlich ihrer ideologischen Prämissen, Strategien, Mittel und geographischen Orientierungen unterscheiden und teils sogar gegenseitig bekämpfen. So sind im Land Brandenburg einerseits legalistische Islamisten aktiv. Sie versuchen, mit vielfältigen Anstrengungen langfristig Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu nehmen, um diese nach ihrem extremistischen Islamverständnis umzuformen. Hierfür bieten sie beispielsweise karitative Angebote an und solche für Bildung. Darüber hinaus versuchen sie bestehende Institutionen und Organisationen gezielt zu unterwandern. Diese Strategien werden in Brandenburg vor allem von islamischen Extremisten angewandt, die der Muslimbruderschaft nahestehen.

Darüber hinaus liegen dem Verfassungsschutz in Brandenburg auch Erkenntnisse aus dem salafistischem und jihadistischem Spektrum vor. Jihadististen sehen sich selbst als "Mujahidin" (Kämpfer, Gotteskrieger). Der bewaffnete Kampf und terroristische Aktionen sind ihre bevorzugten Mittel, um den totalitären Gottesstaat zu errichten. Die bekanntesten Organisationen sind der "Islamische Staat" (IS) und die regionalen Vertreter von Al-Qaida. Aus diesem islamistischen Spektrum sind für Brandenburg insbesondere Personen mit Bezügen zur islamistischen Nordkaukasischen Szene relevant. Auch aus Brandenburg reisten in der Vergangenheit einzelne Personen aus, um sich in der Region Syrien und Irak terroristischen Gruppierungen anzuschließen.

Die islamisch-extremistische Szene im Land Brandenburg hat in den letzten Jahren einen spürbaren Personenzuwachs erfahren. Dieses liegt sowohl an einer besseren Erkenntnislage der Sicherheitsbehörden als auch an einer tatsächlichen Erhöhung des Personenpotenzials, welches in Brandenburg vorwiegend aus Migranten besteht. Die folgende Übersicht bietet zusammenfassende Informationen zu den wichtigsten Strukturen im Land Brandenburg. Weiterführende Angaben und Bewertungen finden Sie zudem in unserem aktuellen Verfassungsschutzbericht.

  • Muslimbruderschaft

    Die Muslimbruderschaft stellt die älteste und wichtigste islamisch-extremistische Organisation dar, die in ihren Ausmaßen einer transnationalen Massenbewegung entspricht. Ihr Gründer, Hassan Al-Banna, lehnte das damalige politische System Ägyptens – eine von der britischen Kolonialmacht gestützte konstitutionelle Monarchie – ebenso ab wie westliche Staats- und Gesellschaftsformen. Als Alternative propagierte Al-Banna die Errichtung eines islamischen Gottesstaates auf der Grundlage der Scharia. In diesem Sinne will die Muslimbruderschaft langfristig alle Länder mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung entsprechend umwälzen. Gewalt wird zur Durchsetzung dieses Ziels in der Endphase zwar nicht ausgeschlossen, ist aber kein vorrangiges Mittel. Vielmehr agieren die einzelnen Gruppierungen der Muslimbruderschaft legalistisch.

    Auch in Brandenburg haben derartige Strukturen bereits Aktivitäten entfaltet. So versuchte beispielsweise die "Sächsischen Begegnungsstätte" – eine der Muslimbruderschaft eindeutig nahestehende Gruppierung – mehrere Gebetsräume in Brandenburg zu betreiben. Ziel war es, auf diese Weise die islamisch-extremistische Ideologie der Muslimbruderschaft zu verbreiten.

    Die Muslimbruderschaft stellt die älteste und wichtigste islamisch-extremistische Organisation dar, die in ihren Ausmaßen einer transnationalen Massenbewegung entspricht. Ihr Gründer, Hassan Al-Banna, lehnte das damalige politische System Ägyptens – eine von der britischen Kolonialmacht gestützte konstitutionelle Monarchie – ebenso ab wie westliche Staats- und Gesellschaftsformen. Als Alternative propagierte Al-Banna die Errichtung eines islamischen Gottesstaates auf der Grundlage der Scharia. In diesem Sinne will die Muslimbruderschaft langfristig alle Länder mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung entsprechend umwälzen. Gewalt wird zur Durchsetzung dieses Ziels in der Endphase zwar nicht ausgeschlossen, ist aber kein vorrangiges Mittel. Vielmehr agieren die einzelnen Gruppierungen der Muslimbruderschaft legalistisch.

    Auch in Brandenburg haben derartige Strukturen bereits Aktivitäten entfaltet. So versuchte beispielsweise die "Sächsischen Begegnungsstätte" – eine der Muslimbruderschaft eindeutig nahestehende Gruppierung – mehrere Gebetsräume in Brandenburg zu betreiben. Ziel war es, auf diese Weise die islamisch-extremistische Ideologie der Muslimbruderschaft zu verbreiten.

  • Salafismus

    Salafismus ist eine gefährliche Strömung innerhalb des islamischen Extremismus. Salafisten streben wie alle islamischen Extremisten einen totalitären Gottesstaat auf Grundlage der Scharia an. Sie unterscheiden sich von anderen Islamisten insofern, als dass sie eine unbedingte Orientierung an der muslimischen Urgesellschaft zum Ziel haben. Dort sollen die Menschen so leben, wie einst angeblich zu Zeiten des muslimischen Propheten Mohammed.

    Im Salafismus gibt es eine politische und eine jihadistische Strömung. Politische Salafisten wollen – ähnlich wie die legalistische Muslimbruderschaft – die Gesellschaft langfristig in einen salafistischen Gottesstaat umformen. In Predigten und öffentlicher Missionierungsarbeit werden sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime aufgefordert, sich aktiv dafür einzusetzen. Jihadistische Salafisten sind darüber hinaus bereit, zur Durchsetzung ihrer Ziele Gewalt anzuwenden. Sie sehen es sogar als Pflicht an, die aus ihrer Sicht un-islamischen Verhältnisse mit Waffengewalt zu bekämpfen. Viele islamische Extremisten, die sich von Europa aus auf den Weg Richtung Syrien und Irak gemacht hatten, um dort den terroristischen IS zu unterstützen, entstammten dem salafistischen Milieu.

    Auch wenn es in Brandenburg derzeit keine bekannten salafistischen Netzwerke oder Anlaufstellen gibt, so konnte in den letzten Jahren dennoch eine Zunahme des salafistischen Personenpotenzials beobachtet werden. Dabei orientieren sich Einzelpersonen vor allem nach Berlin. In der Bundeshauptstadt ist die salafistische Szene deutlich stärker als in Brandenburg.

    Gleichermaßen zeichnen sich Tendenzen einer Ausdehnung von Berlin nach Brandenburg ab. Bedingt durch den Zuzug von Personen muslimischen Glaubens nach Brandenburg steigt der Bedarf an Moscheen und Gebetsräumen. Hieraus leitet sich die Gefahr ab, dass salafistische Prediger neu geschaffene Gebetsräume als Missionierungsorte auswählen könnten.

    Salafismus ist eine gefährliche Strömung innerhalb des islamischen Extremismus. Salafisten streben wie alle islamischen Extremisten einen totalitären Gottesstaat auf Grundlage der Scharia an. Sie unterscheiden sich von anderen Islamisten insofern, als dass sie eine unbedingte Orientierung an der muslimischen Urgesellschaft zum Ziel haben. Dort sollen die Menschen so leben, wie einst angeblich zu Zeiten des muslimischen Propheten Mohammed.

    Im Salafismus gibt es eine politische und eine jihadistische Strömung. Politische Salafisten wollen – ähnlich wie die legalistische Muslimbruderschaft – die Gesellschaft langfristig in einen salafistischen Gottesstaat umformen. In Predigten und öffentlicher Missionierungsarbeit werden sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime aufgefordert, sich aktiv dafür einzusetzen. Jihadistische Salafisten sind darüber hinaus bereit, zur Durchsetzung ihrer Ziele Gewalt anzuwenden. Sie sehen es sogar als Pflicht an, die aus ihrer Sicht un-islamischen Verhältnisse mit Waffengewalt zu bekämpfen. Viele islamische Extremisten, die sich von Europa aus auf den Weg Richtung Syrien und Irak gemacht hatten, um dort den terroristischen IS zu unterstützen, entstammten dem salafistischen Milieu.

    Auch wenn es in Brandenburg derzeit keine bekannten salafistischen Netzwerke oder Anlaufstellen gibt, so konnte in den letzten Jahren dennoch eine Zunahme des salafistischen Personenpotenzials beobachtet werden. Dabei orientieren sich Einzelpersonen vor allem nach Berlin. In der Bundeshauptstadt ist die salafistische Szene deutlich stärker als in Brandenburg.

    Gleichermaßen zeichnen sich Tendenzen einer Ausdehnung von Berlin nach Brandenburg ab. Bedingt durch den Zuzug von Personen muslimischen Glaubens nach Brandenburg steigt der Bedarf an Moscheen und Gebetsräumen. Hieraus leitet sich die Gefahr ab, dass salafistische Prediger neu geschaffene Gebetsräume als Missionierungsorte auswählen könnten.

  • "Islamistische nordkaukasische Szene"

    Die "islamistische nordkaukasischen Szene" ist Teil des islamisch-extremistischen Jihadismus. Die ihr zuzurechnenden Gruppen sind zwar strukturell stark fragmentiert, sie verfolgen aber alle ein gemeinsames Ziel: die Errichtung eines Gottesstaates im Nordkaukasus. Um die hierfür benötigte Unabhängigkeit von der russischen Föderation zu erlangen, greift die "islamistische nordkaukasischen Szene" auf terroristische Anschläge zurück. Teile der Bewegung bekennen sich zudem zum terroristischen IS.

    Die in Brandenburg lebenden islamistischen Extremisten mit Bezügen zum Nordkaukasus zeichnen sich durch ein globales Netzwerk von Kenn- und Unterstützungsverhältnissen aus, das sich bis zum IS nach Syrien erstreckt. Auffällig ist hierbei, dass die Szene in Brandenburg vor allem durch Personen mit tschetschenischem Migrationshintergrund geprägt ist. Obwohl Tschetschenen in der islamisch-extremistischen Szene bundesweit nur eine untergeordnete Rolle spielen, stellen sie in Brandenburg einen großen Teil des islamistischen Personenpotenzials dar, vor allem in der Kategorie der Gewaltbereiten.

    Offen propagiert die "islamistische nordkaukasische Szene" ihre Ideologie in Brandenburg derzeit nicht. Vielmehr agieren die Personen konspirativ und im Privaten. Vereine oder Moscheen, die als Treffpunkte dienen könnten, sind in Brandenburg gegenwärtig nicht bekannt.

    Die "islamistische nordkaukasischen Szene" ist Teil des islamisch-extremistischen Jihadismus. Die ihr zuzurechnenden Gruppen sind zwar strukturell stark fragmentiert, sie verfolgen aber alle ein gemeinsames Ziel: die Errichtung eines Gottesstaates im Nordkaukasus. Um die hierfür benötigte Unabhängigkeit von der russischen Föderation zu erlangen, greift die "islamistische nordkaukasischen Szene" auf terroristische Anschläge zurück. Teile der Bewegung bekennen sich zudem zum terroristischen IS.

    Die in Brandenburg lebenden islamistischen Extremisten mit Bezügen zum Nordkaukasus zeichnen sich durch ein globales Netzwerk von Kenn- und Unterstützungsverhältnissen aus, das sich bis zum IS nach Syrien erstreckt. Auffällig ist hierbei, dass die Szene in Brandenburg vor allem durch Personen mit tschetschenischem Migrationshintergrund geprägt ist. Obwohl Tschetschenen in der islamisch-extremistischen Szene bundesweit nur eine untergeordnete Rolle spielen, stellen sie in Brandenburg einen großen Teil des islamistischen Personenpotenzials dar, vor allem in der Kategorie der Gewaltbereiten.

    Offen propagiert die "islamistische nordkaukasische Szene" ihre Ideologie in Brandenburg derzeit nicht. Vielmehr agieren die Personen konspirativ und im Privaten. Vereine oder Moscheen, die als Treffpunkte dienen könnten, sind in Brandenburg gegenwärtig nicht bekannt.

  • Antisemitismus im Nahostkonflikt und islamisch basierter Antisemitismus

    Im Nahen Osten aber auch innerhalb von Teilen der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland sind oft verfestigte antisemitische Haltungen beobachtbar. Diese gehen auf unterschiedliche Traditionsstränge zurück. Einerseits wurden seit dem späten 19. Jahrhundert und im Zuge der Zuspitzung des Nahostkonflikts antisemitische Verschwörungserzählungen europäischen Ursprungs im Nahen Osten verbreitet. Hierbei wurden seit den 1930er Jahren antisemitische Hetzschriften wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ oder Hitlers „Mein Kampf“ ins Arabische übersetzt und dort breit rezipiert. Dabei spielten beispielsweise die ägyptischen Muslimbrüder und Hajj Mohammed Amin al-Husseini (1895-1974), der Großmufti von Jerusalem und Führer der palästinen­sischen Nationalbewegung, eine tragende Rolle. Letzterer lebte seit den frühen 1940er Jahren im Exil in Berlin. Er zeigte eine Nähe nur NS-Diktatur, die ihn großzügig finanziell alimentierte. So wurde al-Husseini Mitglied der Waffen-SS und stand einer muslimisch-bosnischen SS-Freiwilligen-Division vor. Zudem verbreitete er mit einem arabischsprachigen Radio-Programm von Deutschland aus seinen Judenhass und antisemitische Verschwörungs­erzählungen in der arabischen Welt.

    Islamisch basierter Antisemitismus

    Neben diesen antisemitischen Erzählungen europäischer Prägung existiert ebenfalls ein islamisch basierter Antisemitismus. Dieser bedient sich historischer Rückgriffe auf die Biographie des islamischen Propheten Mohammeds im 7. Jahrhundert, die Prophetenüberlieferung und den Koran. Dabei stehen insbesondere die frühislamischen Erzählungen, die von den Konflikten Mohammeds mit den jüdischen Stämmen Medinas handeln, im Fokus. Berichtet wird von mehreren militärischen Auseinandersetzungen, aus denen Mohammed als Sieger hervorging: einer der jüdischen Stämme wurde belagert und schließlich vertrieben. In einem anderen Fall wurde die Oase Khaibar nahe Medina, in der ein weiterer jüdischer Stamm lebte, angegriffen und von den Muslimen eingenommen. Mit der Unterwerfung dieses jüdischen Stammes kamen erstmals ein Territorium und Angehörige einer anderen Religion unter islamische Herrschaft. Die Auseinandersetzung mit einem dritten jüdischen Stamm endete mit der Tötung der männlichen Stammesangehörigen sowie der Verschleppung und Versklavung ihrer Frauen und Kinder. Nicht wenige Islamisten und ihre Unterstützer erinnern gerade im Kontext der menschenverachtenden HAMAS-Massaker vom 7. Oktober 2023 immer wieder an diese frühislamischen Gewaltepisoden. Generell wird gerade im Zuge des Nahost-Konflikts mit Rückgriff auf diese frühislamischen Erzählungen mobilisiert. Ebenso werden Judenhass, antisemitische Haltungen und sogar Gewaltakte gegen Juden religiös legitimiert.

    Im Nahen Osten aber auch innerhalb von Teilen der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland sind oft verfestigte antisemitische Haltungen beobachtbar. Diese gehen auf unterschiedliche Traditionsstränge zurück. Einerseits wurden seit dem späten 19. Jahrhundert und im Zuge der Zuspitzung des Nahostkonflikts antisemitische Verschwörungserzählungen europäischen Ursprungs im Nahen Osten verbreitet. Hierbei wurden seit den 1930er Jahren antisemitische Hetzschriften wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ oder Hitlers „Mein Kampf“ ins Arabische übersetzt und dort breit rezipiert. Dabei spielten beispielsweise die ägyptischen Muslimbrüder und Hajj Mohammed Amin al-Husseini (1895-1974), der Großmufti von Jerusalem und Führer der palästinen­sischen Nationalbewegung, eine tragende Rolle. Letzterer lebte seit den frühen 1940er Jahren im Exil in Berlin. Er zeigte eine Nähe nur NS-Diktatur, die ihn großzügig finanziell alimentierte. So wurde al-Husseini Mitglied der Waffen-SS und stand einer muslimisch-bosnischen SS-Freiwilligen-Division vor. Zudem verbreitete er mit einem arabischsprachigen Radio-Programm von Deutschland aus seinen Judenhass und antisemitische Verschwörungs­erzählungen in der arabischen Welt.

    Islamisch basierter Antisemitismus

    Neben diesen antisemitischen Erzählungen europäischer Prägung existiert ebenfalls ein islamisch basierter Antisemitismus. Dieser bedient sich historischer Rückgriffe auf die Biographie des islamischen Propheten Mohammeds im 7. Jahrhundert, die Prophetenüberlieferung und den Koran. Dabei stehen insbesondere die frühislamischen Erzählungen, die von den Konflikten Mohammeds mit den jüdischen Stämmen Medinas handeln, im Fokus. Berichtet wird von mehreren militärischen Auseinandersetzungen, aus denen Mohammed als Sieger hervorging: einer der jüdischen Stämme wurde belagert und schließlich vertrieben. In einem anderen Fall wurde die Oase Khaibar nahe Medina, in der ein weiterer jüdischer Stamm lebte, angegriffen und von den Muslimen eingenommen. Mit der Unterwerfung dieses jüdischen Stammes kamen erstmals ein Territorium und Angehörige einer anderen Religion unter islamische Herrschaft. Die Auseinandersetzung mit einem dritten jüdischen Stamm endete mit der Tötung der männlichen Stammesangehörigen sowie der Verschleppung und Versklavung ihrer Frauen und Kinder. Nicht wenige Islamisten und ihre Unterstützer erinnern gerade im Kontext der menschenverachtenden HAMAS-Massaker vom 7. Oktober 2023 immer wieder an diese frühislamischen Gewaltepisoden. Generell wird gerade im Zuge des Nahost-Konflikts mit Rückgriff auf diese frühislamischen Erzählungen mobilisiert. Ebenso werden Judenhass, antisemitische Haltungen und sogar Gewaltakte gegen Juden religiös legitimiert.

    Screenshot myexodus4you

    Bei dem Demonstrationsgeschehen rund um den Gaza-Konflikt kam es zu einer Reihe islamisch basierter antisemitischer Äußerungen. Der Verweis auf diese frühislamischen Episoden findet teils offen und teils chiffriert statt. Denn diese Erzählungen sind in der muslimischen Gemeinschaft weit verbreitet und bekannt. Hingegen sind sie für viele Außenstehende, wie Medienvertreter oder Polizisten, oftmals nicht erkennbar. Exemplarisch hierfür sind zwei Beispiele, auf die gerade auf den Demonstrationsgeschehen nach dem 7. Oktober 2023 wieder verstärkt Bezug genommen wurde. Einerseits der sich reimende arabische Slogan „Khaibar, Khaibar ya yahud jaish Muhammad saufa ya´ud!“ („Ihr Juden erinnert Khaibar! – das Heer Mohammeds wird zurückkehren!“). Hierbei wird auf den Feldzug Mohammeds gegen die Juden der Oase Khaibar und deren Unterwerfung angespielt. Dieser Islamisten-Schlachtruf wird häufig auf israelfeindlichen Demonstrationen skandiert. Er soll erstmals während der ersten Intifada populär geworden sein und wird gemeinhin dem HAMAS-Gründer, Ahmad Yasin (1936/8-2004), zugeschrieben. Ebenso kursiert diese antisemitische Parole oft auch mit Palästina-Bezug in diversen Videos, in Liedern, in Kinderzeichentrickfilmen oder in TikTok-Videos in den sozialen Netzwerken. Ebenso hat der Iran eine Artillerierakete „Khaibar“ genannt, die auch von der Hizbollah gegen Israel eingesetzt wird.

    Screenshot myexodus4you

    Bei dem Demonstrationsgeschehen rund um den Gaza-Konflikt kam es zu einer Reihe islamisch basierter antisemitischer Äußerungen. Der Verweis auf diese frühislamischen Episoden findet teils offen und teils chiffriert statt. Denn diese Erzählungen sind in der muslimischen Gemeinschaft weit verbreitet und bekannt. Hingegen sind sie für viele Außenstehende, wie Medienvertreter oder Polizisten, oftmals nicht erkennbar. Exemplarisch hierfür sind zwei Beispiele, auf die gerade auf den Demonstrationsgeschehen nach dem 7. Oktober 2023 wieder verstärkt Bezug genommen wurde. Einerseits der sich reimende arabische Slogan „Khaibar, Khaibar ya yahud jaish Muhammad saufa ya´ud!“ („Ihr Juden erinnert Khaibar! – das Heer Mohammeds wird zurückkehren!“). Hierbei wird auf den Feldzug Mohammeds gegen die Juden der Oase Khaibar und deren Unterwerfung angespielt. Dieser Islamisten-Schlachtruf wird häufig auf israelfeindlichen Demonstrationen skandiert. Er soll erstmals während der ersten Intifada populär geworden sein und wird gemeinhin dem HAMAS-Gründer, Ahmad Yasin (1936/8-2004), zugeschrieben. Ebenso kursiert diese antisemitische Parole oft auch mit Palästina-Bezug in diversen Videos, in Liedern, in Kinderzeichentrickfilmen oder in TikTok-Videos in den sozialen Netzwerken. Ebenso hat der Iran eine Artillerierakete „Khaibar“ genannt, die auch von der Hizbollah gegen Israel eingesetzt wird.

    Screenshot X/Twitter

    Ein weiteres Beispiel für einen dieser historischen Rückgriffe findet sich beispielsweise auf Demonstrationen als harmlos wirkender Ausspruch: „Verstehst Du jetzt, weshalb die Bäume und Steine werden sprechen müssen?“ Dabei handelt es sich um einen chiffrierten, islamisch basierten antisemitischen Gewaltaufruf, der den meisten Muslimen vertraut sein dürfte, aber für Außenstehende kaum erkennbar ist. Hier wird auf ein Hadith, einen Ausspruch des islamischen Propheten Mohammed, Bezug genommen. Es besagt, dass der Jüngste Tag nicht eher anbrechen werde, bevor nicht Muslime gegen Juden kämpften. Die Muslime würden dabei die Überhand gewinnen, weshalb die Juden hinter Steinen und Bäumen Zuflucht suchten. Diese Steine und Bäume würden dann den Muslimen zurufen: „Oh, Diener Gottes, ein Jude versteckt sich bei mir. Komm und töte ihn!“ Exakt das verbirgt sich hinter diesen harmlos wirkenden Zeilen auf dem Demonstrationsplakat und ist ein verschleierter antisemitischer Tötungsaufruf mit frühislamischer Referenz. Gerade bei vergleichbaren Demonstrationsgeschehen, aber auch in Predigten und Publikationen, ist dieser Verweis häufig zu finden (siehe Antisemitismus im Islamismus). Dieses überaus populäre Hadith führen islamistische Akteure häufig an und es findet sich beispielweise in der HAMAS-Charta.

    Screenshot X/Twitter

    Ein weiteres Beispiel für einen dieser historischen Rückgriffe findet sich beispielsweise auf Demonstrationen als harmlos wirkender Ausspruch: „Verstehst Du jetzt, weshalb die Bäume und Steine werden sprechen müssen?“ Dabei handelt es sich um einen chiffrierten, islamisch basierten antisemitischen Gewaltaufruf, der den meisten Muslimen vertraut sein dürfte, aber für Außenstehende kaum erkennbar ist. Hier wird auf ein Hadith, einen Ausspruch des islamischen Propheten Mohammed, Bezug genommen. Es besagt, dass der Jüngste Tag nicht eher anbrechen werde, bevor nicht Muslime gegen Juden kämpften. Die Muslime würden dabei die Überhand gewinnen, weshalb die Juden hinter Steinen und Bäumen Zuflucht suchten. Diese Steine und Bäume würden dann den Muslimen zurufen: „Oh, Diener Gottes, ein Jude versteckt sich bei mir. Komm und töte ihn!“ Exakt das verbirgt sich hinter diesen harmlos wirkenden Zeilen auf dem Demonstrationsplakat und ist ein verschleierter antisemitischer Tötungsaufruf mit frühislamischer Referenz. Gerade bei vergleichbaren Demonstrationsgeschehen, aber auch in Predigten und Publikationen, ist dieser Verweis häufig zu finden (siehe Antisemitismus im Islamismus). Dieses überaus populäre Hadith führen islamistische Akteure häufig an und es findet sich beispielweise in der HAMAS-Charta.

  • Antisemitismus im Islamismus

    Im Islamismus sind antisemitische Stereotype und Verschwörungserzählungen ein konstituierendes Element der eigenen Ideologie, Agitation und extremistischen Ansprache. Dabei wird oftmals auf antisemitische Narrative europäischen Ursprungs zurückgegriffen und diese häufig mit islamisch basierten antisemitischen Erzählungen verbunden. Islamisten nutzen diese antisemitischen Stereotype, um darüber auch Muslime anzusprechen und zu aktivieren, die sonst keine Berührungspunkte mit dem Extremismus haben.

    Für viele islamistische Organisationen, wie zum Beispiel die Muslimbruderschaft, verkörpert der Antisemitismus ein konstituierendes Element ihrer politischen Ideologie und Propaganda. Die Muslimbruderschaft spielte in der Verbreitung des Antisemitismus europäischer Prägung im Nahen Osten eine maßgebliche Rolle. Sie brachte arabische Übersetzungen antisemitischer Schriften, wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ oder Hitlers „Mein Kampf“ im Nahen Osten in Umlauf. Damit regte sie sowohl die Rezeption in gebildeten Kreisen als auch eine populäre Auseinandersetzung mit diesen Ideen an. Zudem trug sie mit eigenen Publikationen dazu bei, antisemitische Haltungen in der arabischen Welt zu verfestigen. Dabei stellt beispielsweise der Artikel „Unser Kampf mit den Juden“ (1950) von Sayyid Qutb (1906-1966), einem Vordenker der Muslimbruderschaft, einen ideologischen Meilenstein dar. In dieser Schrift wird die behauptete ewige Feindschaft zwischen Juden und Muslimen theologisch aus bestimmten Koranstellen und der Prophetentradition hergleitet. Dabei greift auch Qutb auf das Hadith zum Endkampf vor dem Jüngsten Tag zurück (siehe Antisemitismus im Nahostkonflikt und islamisch basierter Antisemitismus). Ebenso verband er diese islamischen Erzählungen mit anti­semi­tischen Stereotypen aus Europa, indem er auf die verschwörungserzählerischen „Protokolle der Weisen von Zion“ Bezug nahm. Danach gebe es eine angebliche verbor­ge­ne jüdische Weltherrschaft, die das Finanzsystem kontrolliere und durch Geheimorganisationen Kriege, Krisen und gesell­schaft­liche Konflikte herbeiführe.

    Auch in jüngerer Zeit fielen Vordenker der Muslimbruderschaft durch antisemitische Äußerungen auf. Beispielsweise Yusuf al-Qaradawi (1926-2022), ein islamischer Rechtsgelehrter und Vordenker der Organisation. Als sogenannter „Fernseh-Mufti“ äußerte er sich im katarischen Satellitenfernsehen rechtlich zu Islam-Fragen. Solche Rechtsmeinungen (Fatwa, pl. Fatawa) erreichten in der gesamten arabisch-islamischen Welt ein Millionenpublikum. Zudem war er der Gründer und langjährige Vorsitzende des „Europäischen Rates für Fatwa und Forschung“ („European Council for Fatwa and Research“). Dadurch versuchten er und seine Mitstreiter, das Islamverständnis von in Europa lebenden Muslimen gemäß der Ideologie der Muslimbruderschaft zu beeinflussen. Dabei fiel er unter anderem durch kontroverse Aussagen auf, die beispielsweise die HAMAS unterstützten sowie deren Selbstmordattentate und andere Gewalttaten auch gegen die israelische Zivilbe­völkerung als defensive Handlungen rechtfertigten. Ebenso verband er europäische Verschwörungs­mythen und Holocaust-Verweise mit Referenzen der islamischen Heilsgeschichte, wie in folgender Aussage aus dem Jahr 2009: „Im Laufe der Geschichte hat Allah den Juden Völker aufgebürdet, die sie für ihre Schandtaten strafen würden. Die letzte Bestrafung wurde von Hitler vollführt. Mittels all der Dinge, die er ihnen antat – auch wenn sie in der Sache natürlich völlig übertreiben – vermochte er es, sie in ihre Schranken zu verweisen. Dies war eine göttliche Strafe für sie. So Allah will, wird diese das nächste Mal in den Händen der Gläubigen [d.h. der Muslime] liegen.“ Bei all diesen und anderen Gewaltaufrufen und antisemitischen Haltungen stützte sich al-Qaradawis Urteil auf frühislamische Erzählungen und andere religiöse Texte, insbesondere auf den Koran und auf die Prophetenüberlieferung (Sunna). Neben den Muslimbrüdern greifen auch andere islamistische Gruppen antisemitische Stereotype auf. Das gilt beispielsweise im Jihadismus für Usama Bin Ladens „Brief an Amerika“ oder für seine Botschaft „An die Völker Europas“. Ebenso nutzte der selbsternannte „Islamische Staat“ fortwährend antisemitische Gewaltaufrufe für seine Propaganda, wie zum Beispiel die Vernichtungsphantasien, die im IS-Magazin „Dabiq“ geäußert wurden, die ebenso auf das endzeitliche Hadith mit dem Bäumen und Steinen anspielten (siehe Antisemitismus im Nahen Osten und islamisch basierter Antisemitismus).

    Bei diesen extremistischen Haltungen sind die Übergänge zwischen Antisemitismus europäischer Prägung, einem israelbezogenen Antisemitismus und einem islamisch basierten Antisemitismus häufig fließend. Insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts und im Zuge islamistischer Agitation werden diese unter­schied­lichen Traditionsstränge des Antisemitismus häufig vermengt. Gerade deshalb sind diese islamistischen Ansprachen überaus anschlussfähig und erfolgreich für die Rekrutierung und Mobilisierung.

    Im Islamismus sind antisemitische Stereotype und Verschwörungserzählungen ein konstituierendes Element der eigenen Ideologie, Agitation und extremistischen Ansprache. Dabei wird oftmals auf antisemitische Narrative europäischen Ursprungs zurückgegriffen und diese häufig mit islamisch basierten antisemitischen Erzählungen verbunden. Islamisten nutzen diese antisemitischen Stereotype, um darüber auch Muslime anzusprechen und zu aktivieren, die sonst keine Berührungspunkte mit dem Extremismus haben.

    Für viele islamistische Organisationen, wie zum Beispiel die Muslimbruderschaft, verkörpert der Antisemitismus ein konstituierendes Element ihrer politischen Ideologie und Propaganda. Die Muslimbruderschaft spielte in der Verbreitung des Antisemitismus europäischer Prägung im Nahen Osten eine maßgebliche Rolle. Sie brachte arabische Übersetzungen antisemitischer Schriften, wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ oder Hitlers „Mein Kampf“ im Nahen Osten in Umlauf. Damit regte sie sowohl die Rezeption in gebildeten Kreisen als auch eine populäre Auseinandersetzung mit diesen Ideen an. Zudem trug sie mit eigenen Publikationen dazu bei, antisemitische Haltungen in der arabischen Welt zu verfestigen. Dabei stellt beispielsweise der Artikel „Unser Kampf mit den Juden“ (1950) von Sayyid Qutb (1906-1966), einem Vordenker der Muslimbruderschaft, einen ideologischen Meilenstein dar. In dieser Schrift wird die behauptete ewige Feindschaft zwischen Juden und Muslimen theologisch aus bestimmten Koranstellen und der Prophetentradition hergleitet. Dabei greift auch Qutb auf das Hadith zum Endkampf vor dem Jüngsten Tag zurück (siehe Antisemitismus im Nahostkonflikt und islamisch basierter Antisemitismus). Ebenso verband er diese islamischen Erzählungen mit anti­semi­tischen Stereotypen aus Europa, indem er auf die verschwörungserzählerischen „Protokolle der Weisen von Zion“ Bezug nahm. Danach gebe es eine angebliche verbor­ge­ne jüdische Weltherrschaft, die das Finanzsystem kontrolliere und durch Geheimorganisationen Kriege, Krisen und gesell­schaft­liche Konflikte herbeiführe.

    Auch in jüngerer Zeit fielen Vordenker der Muslimbruderschaft durch antisemitische Äußerungen auf. Beispielsweise Yusuf al-Qaradawi (1926-2022), ein islamischer Rechtsgelehrter und Vordenker der Organisation. Als sogenannter „Fernseh-Mufti“ äußerte er sich im katarischen Satellitenfernsehen rechtlich zu Islam-Fragen. Solche Rechtsmeinungen (Fatwa, pl. Fatawa) erreichten in der gesamten arabisch-islamischen Welt ein Millionenpublikum. Zudem war er der Gründer und langjährige Vorsitzende des „Europäischen Rates für Fatwa und Forschung“ („European Council for Fatwa and Research“). Dadurch versuchten er und seine Mitstreiter, das Islamverständnis von in Europa lebenden Muslimen gemäß der Ideologie der Muslimbruderschaft zu beeinflussen. Dabei fiel er unter anderem durch kontroverse Aussagen auf, die beispielsweise die HAMAS unterstützten sowie deren Selbstmordattentate und andere Gewalttaten auch gegen die israelische Zivilbe­völkerung als defensive Handlungen rechtfertigten. Ebenso verband er europäische Verschwörungs­mythen und Holocaust-Verweise mit Referenzen der islamischen Heilsgeschichte, wie in folgender Aussage aus dem Jahr 2009: „Im Laufe der Geschichte hat Allah den Juden Völker aufgebürdet, die sie für ihre Schandtaten strafen würden. Die letzte Bestrafung wurde von Hitler vollführt. Mittels all der Dinge, die er ihnen antat – auch wenn sie in der Sache natürlich völlig übertreiben – vermochte er es, sie in ihre Schranken zu verweisen. Dies war eine göttliche Strafe für sie. So Allah will, wird diese das nächste Mal in den Händen der Gläubigen [d.h. der Muslime] liegen.“ Bei all diesen und anderen Gewaltaufrufen und antisemitischen Haltungen stützte sich al-Qaradawis Urteil auf frühislamische Erzählungen und andere religiöse Texte, insbesondere auf den Koran und auf die Prophetenüberlieferung (Sunna). Neben den Muslimbrüdern greifen auch andere islamistische Gruppen antisemitische Stereotype auf. Das gilt beispielsweise im Jihadismus für Usama Bin Ladens „Brief an Amerika“ oder für seine Botschaft „An die Völker Europas“. Ebenso nutzte der selbsternannte „Islamische Staat“ fortwährend antisemitische Gewaltaufrufe für seine Propaganda, wie zum Beispiel die Vernichtungsphantasien, die im IS-Magazin „Dabiq“ geäußert wurden, die ebenso auf das endzeitliche Hadith mit dem Bäumen und Steinen anspielten (siehe Antisemitismus im Nahen Osten und islamisch basierter Antisemitismus).

    Bei diesen extremistischen Haltungen sind die Übergänge zwischen Antisemitismus europäischer Prägung, einem israelbezogenen Antisemitismus und einem islamisch basierten Antisemitismus häufig fließend. Insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts und im Zuge islamistischer Agitation werden diese unter­schied­lichen Traditionsstränge des Antisemitismus häufig vermengt. Gerade deshalb sind diese islamistischen Ansprachen überaus anschlussfähig und erfolgreich für die Rekrutierung und Mobilisierung.