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Calau

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1,8 Millionen Kilometer im Jahr

Das Polizeirevier in Calau ist im ehemaligen Finanzamt untergebracht, das eine bewegte Geschichte hat. Die dortige Autobahnpolizei ist auch für Staatsbesuche zuständig.

Von Stephan Henke

Das Polizeirevier in Calau würde sich auch für einen Dauerlauf eignen. Auf allen fünf Stockwerken kann man ringsherum gehen, möglich macht das der Innenhof des Gebäudes, um den es vor knapp 100 Jahren als Finanzamt gebaut wurde. „Jeder, der hierherkommt, staunt erstmal, was für schöne Bedingungen wir hier haben“, sagt Olaf Pichottki, der seit fast 40 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in Calau als Polizist arbeitet.

Selbst in der Ortschronik wird die Architektur der heutigen Calauer Polizeiwache positiv hervorgehoben. „Es ist ein hervorragender (jetzt unter Denkmalschutz) Klinkerbau heimischer Ziegelindustrie“, heißt es im Nachlass des ehemaligen Ortschronisten Fritz Jänchen, der einst selbst als Polizist dort gearbeitet hatte, die Ortschronik liegt dem Heimatverein vor. Tatsächlich wurde das Gebäude mit Ziegeln aus Calau und dem Ortsteil Cabel gebaut. „Eine Besonderheit waren zwei Keramik-Köpfe (weinend und lachend) über dem Hauptportal. Die SED-Kreisleitung, als späterer Objektnutzer, ließ beide Köpfe entfernen und sie sind seitdem verschollen.“

Schon diese wenigen Zeilen aus der Ortschronik zeigen die reiche Geschichte des roten Klinkerbaus in der Calauer Karl-Marx-Straße. Zwischen 1924 und 1926 wurde es als Liegenschaft der Reichsfinanzverwaltung bebaut, zum Ende des 2. Weltkrieges diente es kurzzeitig auch als Kriegslazarett. 1949 wurde es in „1. Jugendfinanzamt der DDR“ umbenannt wurde, „weil junge Finanzer aus der ganzen DDR hier ihre Ausbildung erfuhren“, ist in der Ortschronik zu lesen. 1956 zog das Kreispolizei-Amt und die SED-Kreisleitung ein. Innerhalb des Gebäudes wurden Mauern gezogen, um die beiden Institutionen zumindest räumlich zu trennen.

Nach der Wende übernahm die Polizei das Gebäude schließlich komplett. „Keiner hat gewusst, wie es weitergeht. Die SED ist ganz schnell ausgezogen, die Mauern wurden im Gebäude eingerissen und die Polizei hat sich breitgemacht“, erzählt Olaf Pichottki. 2005 wurde das Gebäude saniert, „bis dahin waren noch Einrichtungen aus den Gründerjahren, es gab auch öfter mal einen Kabelbrand“, erinnert sich der 59-Jährige. „Mit der Sanierung haben sich die Bedingungen ganz entscheidend verbessert.“ Der Denkmalschutz brachte allerdings hohe Anforderungen mit sich, „die Maler sind fast verzweifelt, bis sie den Gipsputz wieder so hinbekommen haben wie vorher. Und zu Finanzamtszeiten waren nur die Türen der Chefs rot, jetzt sind alle Türen rot, jetzt sind wir alle Chefs“, scherzt Pichottki, der 1986 als Abschnittsbevollmächtigter bei der DDR-Volkspolizei anfing.

Sein Chef ist nämlich Jörg Mischke, der seit 2022 das Revier in Calau leitet. „Der kriminelle Schwerpunkt ist ähnlich wie in den übrigen Landesteilen von Brandenburg“, sagt Mischke und zählt Festlichkeiten und Strandpartys auf. Dabei umfasst das Revier 618 Quadratkilometer und die Städte Lübbenau (ca. 16.000 Einwohner) und Vetschau, das wie Calau rund 8000 Einwohner hat. Und ein paar Besonderheiten gibt es dann doch. So ist neben der Revierpolizei auch die Verkehrspolizei der Direktion Süd sowie die Autobahnpolizei im Gebäude untergebracht, dazu der Wach- und Wechseldienst, insgesamt rund 85 Kolleginnen und Kollegen.

Zur Zuständigkeit der Autobahnpolizei gehören unter anderem auch die Auffahrten des BER, bei Staatsbesuchen müssen die Calauer die Auf- und Abfahrten besetzen, im Jahr 2022 waren es 160 Staatsfahrten, „das ist schon eine ganz große Hausnummer für uns, insbesondere wenn der amerikanische, ukrainische oder israelische Präsident kommen und die Sicherheitsmaßnahmen besonders hoch sind“, sagt Andreas Tscherning.

Der 61-jährige gehört zur Verkehrspolizei, kümmert sich unter anderem um den mehr als 30 Fahrzeuge großen Fuhrpark und die Instandhaltung des Gebäudes. Er selbst bezeichnet sich als Schirrmeister, „ich kenne das Haus in und auswendig. Das Gebäude ist einfach fantastisch. Es ist sauber, es ist aufgeräumt, es ist auch von draußen schön anzusehen. Wenn ich mir vorstelle, dass das Gebäude in nur zwei Jahren gebaut worden ist, ist das schon gigantisch. Für das Eigenheim braucht man ja schon fast zwei Jahre“, sagt Tscherning.

Als Schirrmeister hat er die relevanten Zahlen auch immer perfekt parat. 1,8 Millionen Kilometer ist die Verkehrs- und Autobahnpolizei im vergangenen Jahr gefahren, 650.000 Kilometer in vier Jahren pro Auto seien keine Seltenheit. Auch bei Veranstaltungen auf dem Lausitzring unterstütz die Calauer Polizei regelmäßig. Das Spreewalddreieck ist der Knotenpunkt, die A13 von Berlin bis Sachsen fällt ebenso in die Zuständigkeit wie die A15 nach Polen, sowie ein kurzer Abschnitt der A10, weshalb die Verkehrspolizei auch noch Außenstellen in Cottbus, Herzberg und Königs Wusterhausen hat – rund 222,7 Autobahnkilometer überwacht die Calauer Polizei.

Das Polizeirevier in Calau ist im ehemaligen Finanzamt untergebracht, das eine bewegte Geschichte hat. Die dortige Autobahnpolizei ist auch für Staatsbesuche zuständig.

Von Stephan Henke

Das Polizeirevier in Calau würde sich auch für einen Dauerlauf eignen. Auf allen fünf Stockwerken kann man ringsherum gehen, möglich macht das der Innenhof des Gebäudes, um den es vor knapp 100 Jahren als Finanzamt gebaut wurde. „Jeder, der hierherkommt, staunt erstmal, was für schöne Bedingungen wir hier haben“, sagt Olaf Pichottki, der seit fast 40 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in Calau als Polizist arbeitet.

Selbst in der Ortschronik wird die Architektur der heutigen Calauer Polizeiwache positiv hervorgehoben. „Es ist ein hervorragender (jetzt unter Denkmalschutz) Klinkerbau heimischer Ziegelindustrie“, heißt es im Nachlass des ehemaligen Ortschronisten Fritz Jänchen, der einst selbst als Polizist dort gearbeitet hatte, die Ortschronik liegt dem Heimatverein vor. Tatsächlich wurde das Gebäude mit Ziegeln aus Calau und dem Ortsteil Cabel gebaut. „Eine Besonderheit waren zwei Keramik-Köpfe (weinend und lachend) über dem Hauptportal. Die SED-Kreisleitung, als späterer Objektnutzer, ließ beide Köpfe entfernen und sie sind seitdem verschollen.“

Schon diese wenigen Zeilen aus der Ortschronik zeigen die reiche Geschichte des roten Klinkerbaus in der Calauer Karl-Marx-Straße. Zwischen 1924 und 1926 wurde es als Liegenschaft der Reichsfinanzverwaltung bebaut, zum Ende des 2. Weltkrieges diente es kurzzeitig auch als Kriegslazarett. 1949 wurde es in „1. Jugendfinanzamt der DDR“ umbenannt wurde, „weil junge Finanzer aus der ganzen DDR hier ihre Ausbildung erfuhren“, ist in der Ortschronik zu lesen. 1956 zog das Kreispolizei-Amt und die SED-Kreisleitung ein. Innerhalb des Gebäudes wurden Mauern gezogen, um die beiden Institutionen zumindest räumlich zu trennen.

Nach der Wende übernahm die Polizei das Gebäude schließlich komplett. „Keiner hat gewusst, wie es weitergeht. Die SED ist ganz schnell ausgezogen, die Mauern wurden im Gebäude eingerissen und die Polizei hat sich breitgemacht“, erzählt Olaf Pichottki. 2005 wurde das Gebäude saniert, „bis dahin waren noch Einrichtungen aus den Gründerjahren, es gab auch öfter mal einen Kabelbrand“, erinnert sich der 59-Jährige. „Mit der Sanierung haben sich die Bedingungen ganz entscheidend verbessert.“ Der Denkmalschutz brachte allerdings hohe Anforderungen mit sich, „die Maler sind fast verzweifelt, bis sie den Gipsputz wieder so hinbekommen haben wie vorher. Und zu Finanzamtszeiten waren nur die Türen der Chefs rot, jetzt sind alle Türen rot, jetzt sind wir alle Chefs“, scherzt Pichottki, der 1986 als Abschnittsbevollmächtigter bei der DDR-Volkspolizei anfing.

Sein Chef ist nämlich Jörg Mischke, der seit 2022 das Revier in Calau leitet. „Der kriminelle Schwerpunkt ist ähnlich wie in den übrigen Landesteilen von Brandenburg“, sagt Mischke und zählt Festlichkeiten und Strandpartys auf. Dabei umfasst das Revier 618 Quadratkilometer und die Städte Lübbenau (ca. 16.000 Einwohner) und Vetschau, das wie Calau rund 8000 Einwohner hat. Und ein paar Besonderheiten gibt es dann doch. So ist neben der Revierpolizei auch die Verkehrspolizei der Direktion Süd sowie die Autobahnpolizei im Gebäude untergebracht, dazu der Wach- und Wechseldienst, insgesamt rund 85 Kolleginnen und Kollegen.

Zur Zuständigkeit der Autobahnpolizei gehören unter anderem auch die Auffahrten des BER, bei Staatsbesuchen müssen die Calauer die Auf- und Abfahrten besetzen, im Jahr 2022 waren es 160 Staatsfahrten, „das ist schon eine ganz große Hausnummer für uns, insbesondere wenn der amerikanische, ukrainische oder israelische Präsident kommen und die Sicherheitsmaßnahmen besonders hoch sind“, sagt Andreas Tscherning.

Der 61-jährige gehört zur Verkehrspolizei, kümmert sich unter anderem um den mehr als 30 Fahrzeuge großen Fuhrpark und die Instandhaltung des Gebäudes. Er selbst bezeichnet sich als Schirrmeister, „ich kenne das Haus in und auswendig. Das Gebäude ist einfach fantastisch. Es ist sauber, es ist aufgeräumt, es ist auch von draußen schön anzusehen. Wenn ich mir vorstelle, dass das Gebäude in nur zwei Jahren gebaut worden ist, ist das schon gigantisch. Für das Eigenheim braucht man ja schon fast zwei Jahre“, sagt Tscherning.

Als Schirrmeister hat er die relevanten Zahlen auch immer perfekt parat. 1,8 Millionen Kilometer ist die Verkehrs- und Autobahnpolizei im vergangenen Jahr gefahren, 650.000 Kilometer in vier Jahren pro Auto seien keine Seltenheit. Auch bei Veranstaltungen auf dem Lausitzring unterstütz die Calauer Polizei regelmäßig. Das Spreewalddreieck ist der Knotenpunkt, die A13 von Berlin bis Sachsen fällt ebenso in die Zuständigkeit wie die A15 nach Polen, sowie ein kurzer Abschnitt der A10, weshalb die Verkehrspolizei auch noch Außenstellen in Cottbus, Herzberg und Königs Wusterhausen hat – rund 222,7 Autobahnkilometer überwacht die Calauer Polizei.

Foto eines symbolischen Schlüssels auf einer Tafel mit der Aufschrift Neueröffnung Polizeiwache Calau 25. Oktober 2005
© MIK
Foto eines symbolischen Schlüssels auf einer Tafel mit der Aufschrift Neueröffnung Polizeiwache Calau 25. Oktober 2005
© MIK
Fakt Info
Baujahr des Gebäudes 1924-1926
Seit wann von der Polizei genutzt Einzelnutzungsvereinbarung mit BLB seit 01.09.2008, Nutzung bereits vorher durch die Polizei
Größe der Liegenschaft 3.413,14 m² Bruttogrundfläche
Zahl der Büros 57
Vorherige Nutzungen Ursprünglich als Finanzamt erbaut
Zahl der Polizistinnen/Polizisten ca. 85
Besonderheit Einzelstehendes Gebäude im trapezförmigen Grundriss mit einem Innenhof, untergliedert in Nord-, Ost-, Süd und Westflügel in zentraler Stadtlage. Dreigeschossiger unterkellerter traditioneller Ziegelbau in Klinkerfassade mit massiven Geschossdecken mit teilweise ausgebauten Dachgeschossbereichen. Das Gebäude ist denkmalgeschützt.

Fakt Info
Baujahr des Gebäudes 1924-1926
Seit wann von der Polizei genutzt Einzelnutzungsvereinbarung mit BLB seit 01.09.2008, Nutzung bereits vorher durch die Polizei
Größe der Liegenschaft 3.413,14 m² Bruttogrundfläche
Zahl der Büros 57
Vorherige Nutzungen Ursprünglich als Finanzamt erbaut
Zahl der Polizistinnen/Polizisten ca. 85
Besonderheit Einzelstehendes Gebäude im trapezförmigen Grundriss mit einem Innenhof, untergliedert in Nord-, Ost-, Süd und Westflügel in zentraler Stadtlage. Dreigeschossiger unterkellerter traditioneller Ziegelbau in Klinkerfassade mit massiven Geschossdecken mit teilweise ausgebauten Dachgeschossbereichen. Das Gebäude ist denkmalgeschützt.

  • Bild: Foto vom Polizeirevier in Calau - einem sanierten Backsteingebäude über 3 Etagen und einer Dachetage
    © MIK

    Polizeigebäude in Calau

    Seit der Wende ist die Polizei Calau der einzige Nutzer im ehemaligen Finanzamt, das vor knapp 100 Jahren gebaut wurde.

  • Bild: Luftbild des Polizeigebäudes in Calau mit einem Innenhof
    © MIK

    Luftaufnahme

    Das Gebäude hat einen Innenhof, im Innern kann man somit auf jedem Stockwerk eine komplette Runde laufen.

  • Bild: Teamfoto von Herrn Mischke und Herrn Pichottki vor dem Polizeigebäude - im Hintergrund ein Polizeifahrzeug
    © MIK

    Revierleiter Mischke und Kollege Olaf Pichottki

    Jörg Mischke (l.) leitet seit 2022 das Polizeirevier in Calau, Olaf Pichottki ist dort seit fast 40 Jahren im Dienst.

  • Bild: Foto von Andreas Tscherning vor einem Schlüsselkasten
    © MIK

    Mann für alle Fälle

    Andreas Tscherning von der Verkehrspolizei kümmert sich unter anderem um den Fuhrpark und den Unterhalt des Gebäudes.

  • Bild: Historisches Foto des heutigen Polizeigebäudes in Calau
    © MIK

    Historisches Foto

    Einst war das Gebäude ein Finanzamt.

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