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„Erst warten, dann Kopf stehen!“

Unterwegs mit dem Cottbusser Kriminaldauerdienst

Titelmotiv Kriminaltechnik Kalenderblatt Oktober
© Kathlen Friedrich Photography

Diese Reportage erschien im Mitarbeitermagazin der Polizei Brandenburg, info110, Ausgabe 2/2013. Sie zeigt die Arbeit des Kriminaldauerdienstes, dessen Herausforderungen sowie den Wert eines eingespielten Teams und hat damit nicht an Aktualität verloren.

Wie sieht die Arbeit im Kriminaldauerdienst (KDD) genau aus? Wann rücken die Kriminalisten aus und was ist ihre Aufgabe am Tatort? Zwei Tage begleite ich drei Beamte des KDD in der Polizeidirektion Süd. Ein spannender Blick hinter die Kulissen der Kripoarbeit, die mit bekannten Klischees der TV-Serien nur wenig gemein hat.

Zu kollegialer Zeit, um neun Uhr morgens, empfängt mich Kriminalhauptkommissar (KHK) Schuldt in seinem Dienstzimmer. Gerald Schuldt ist Leiter des Kommissariates „Kriminaldauerdienst (KDD)/ allgemeine Kriminaltechnik“ in der Polizeidirektion Süd. Fast idyllisch ist es in seinem kleinen Büro, hinter ihm auf dem Dach des Direktionsneubaus blüht der Schnittlauch. Mit dem Blumenteppich im Rücken erzählt mir Schuldt vom seiner Zeit in Afghanistan. Die Bilder an den Wänden und seine Erzählungen lassen keinen Zweifel, Schuldt ist Kriminalpolizist, den so leicht nichts aus der Fassung bringt. Nun aber ist Schuldt Chef eines 62-köpfigen Kommissariates, dem KDD. Bei Delikten der mittleren und schweren Kriminalität sowie bei Todesermittlungen und Vermisstensachen mit qualifizierter Gefahrenprognose – so heißt es in der Konzeption– kommt der Kriminaldauerdienst der Direktion zum Einsatz.

Zwei Türen weiter sitzen Michael Seidel und Wolfgang Rothmann. Beide sind Ermittler des Kriminaldauerdienstes (KDD) der Polizeidirektion Süd. Als ich entspannt im Büro aufschlage, haben die Zwei schon fast vier Stunden Dienst hinter sich.  

An ihre Fersen werde ich mich heften. So zumindest der Plan, denn als ich zu ihnen stoße, ist es erst einmal ruhig. So ruhig, dass ich an diesem Tag nicht viel mehr sehen werde als die Teeküche des KDD, in die wir uns mit einer Tasse Kaffee setzen. Rothmann ist Polizeihauptkommissar (53) und war bis vor einem guten Jahr Dienstgruppenleiter in Finsterwalde. Polizist mit Leib und Seele, das merkt man. Er soll schon bald den KDD in Finsterwalde unterstützen. Denn in der erst wenige Wochen zuvor eröffneten Außenstelle ist Not am Mann. Was das für den Rest der Mannschaft bedeutet, wird sich am nächsten Tag deutlich zeigen. Kollege Michael Seidel (44) ist Kriminalobermeister und gewissermaßen Kripo-Urgestein. Von Kfz- bis Jugendkriminalität hat er schon fast alles gemacht. Schrankgroß und kühler Blick – also wirklich, solche Typen kenn ich sonst nur aus Krimiserien. In den kleinen, aber feinen Büros suche ich nach einem Kriminaltechniker. Denn so funktioniert Kriminaldauerdienst:

Titelmotiv Kriminaltechnik Kalenderblatt Oktober
© Kathlen Friedrich Photography

Diese Reportage erschien im Mitarbeitermagazin der Polizei Brandenburg, info110, Ausgabe 2/2013. Sie zeigt die Arbeit des Kriminaldauerdienstes, dessen Herausforderungen sowie den Wert eines eingespielten Teams und hat damit nicht an Aktualität verloren.

Wie sieht die Arbeit im Kriminaldauerdienst (KDD) genau aus? Wann rücken die Kriminalisten aus und was ist ihre Aufgabe am Tatort? Zwei Tage begleite ich drei Beamte des KDD in der Polizeidirektion Süd. Ein spannender Blick hinter die Kulissen der Kripoarbeit, die mit bekannten Klischees der TV-Serien nur wenig gemein hat.

Zu kollegialer Zeit, um neun Uhr morgens, empfängt mich Kriminalhauptkommissar (KHK) Schuldt in seinem Dienstzimmer. Gerald Schuldt ist Leiter des Kommissariates „Kriminaldauerdienst (KDD)/ allgemeine Kriminaltechnik“ in der Polizeidirektion Süd. Fast idyllisch ist es in seinem kleinen Büro, hinter ihm auf dem Dach des Direktionsneubaus blüht der Schnittlauch. Mit dem Blumenteppich im Rücken erzählt mir Schuldt vom seiner Zeit in Afghanistan. Die Bilder an den Wänden und seine Erzählungen lassen keinen Zweifel, Schuldt ist Kriminalpolizist, den so leicht nichts aus der Fassung bringt. Nun aber ist Schuldt Chef eines 62-köpfigen Kommissariates, dem KDD. Bei Delikten der mittleren und schweren Kriminalität sowie bei Todesermittlungen und Vermisstensachen mit qualifizierter Gefahrenprognose – so heißt es in der Konzeption– kommt der Kriminaldauerdienst der Direktion zum Einsatz.

Zwei Türen weiter sitzen Michael Seidel und Wolfgang Rothmann. Beide sind Ermittler des Kriminaldauerdienstes (KDD) der Polizeidirektion Süd. Als ich entspannt im Büro aufschlage, haben die Zwei schon fast vier Stunden Dienst hinter sich.  

An ihre Fersen werde ich mich heften. So zumindest der Plan, denn als ich zu ihnen stoße, ist es erst einmal ruhig. So ruhig, dass ich an diesem Tag nicht viel mehr sehen werde als die Teeküche des KDD, in die wir uns mit einer Tasse Kaffee setzen. Rothmann ist Polizeihauptkommissar (53) und war bis vor einem guten Jahr Dienstgruppenleiter in Finsterwalde. Polizist mit Leib und Seele, das merkt man. Er soll schon bald den KDD in Finsterwalde unterstützen. Denn in der erst wenige Wochen zuvor eröffneten Außenstelle ist Not am Mann. Was das für den Rest der Mannschaft bedeutet, wird sich am nächsten Tag deutlich zeigen. Kollege Michael Seidel (44) ist Kriminalobermeister und gewissermaßen Kripo-Urgestein. Von Kfz- bis Jugendkriminalität hat er schon fast alles gemacht. Schrankgroß und kühler Blick – also wirklich, solche Typen kenn ich sonst nur aus Krimiserien. In den kleinen, aber feinen Büros suche ich nach einem Kriminaltechniker. Denn so funktioniert Kriminaldauerdienst:

  • Die Eindrücke sind frisch, die Spuren ebenso

    Ermittler und Kriminaltechniker bilden ein Team. Am Einsatzort führen sie gemeinsam den ersten Angriff durch. Heißt also, sie sichern Spuren und führen die ersten Vernehmungen. Das alles möglichst rasch nachdem der Fall bekannt wurde. Die Eindrücke sind frisch, die Spuren ebenso. Ein guter erster Angriff ist die Basis für alle weiteren Ermittlungen. In Cottbus sitzt die Kriminaltechnik zurzeit aber noch in einem anderen Haus. Das wird sich hoffentlich bald ändern. Der Zusammenarbeit schaden die getrennten Standorte indes nicht. Optimal ist die Distanz aber auch nicht.

    Die Direktion Süd ist groß, 180 Kilometer Nord-Süd-Ausdehnung. Nur 40 Kilometer weniger sind es von West nach Ost. Im Klartext: als KDD´ler reist man viel. Der Dauerdienst in Cottbus hat in Königs Wusterhausen und Finsterwalde Außenstellen. Zusätzlich sitzen Kriminaltechniker auch an drei weiteren Orten in der Direktion. Als „logische Konsequenz“ bezeichnet Schuldt die Aufteilung seiner Mannschaft über die Fläche der gesamten Direktion. „30 Minuten und dann sind wir da!“ sagt der Kriminalhauptkommissar.

    Ermittler und Kriminaltechniker bilden ein Team. Am Einsatzort führen sie gemeinsam den ersten Angriff durch. Heißt also, sie sichern Spuren und führen die ersten Vernehmungen. Das alles möglichst rasch nachdem der Fall bekannt wurde. Die Eindrücke sind frisch, die Spuren ebenso. Ein guter erster Angriff ist die Basis für alle weiteren Ermittlungen. In Cottbus sitzt die Kriminaltechnik zurzeit aber noch in einem anderen Haus. Das wird sich hoffentlich bald ändern. Der Zusammenarbeit schaden die getrennten Standorte indes nicht. Optimal ist die Distanz aber auch nicht.

    Die Direktion Süd ist groß, 180 Kilometer Nord-Süd-Ausdehnung. Nur 40 Kilometer weniger sind es von West nach Ost. Im Klartext: als KDD´ler reist man viel. Der Dauerdienst in Cottbus hat in Königs Wusterhausen und Finsterwalde Außenstellen. Zusätzlich sitzen Kriminaltechniker auch an drei weiteren Orten in der Direktion. Als „logische Konsequenz“ bezeichnet Schuldt die Aufteilung seiner Mannschaft über die Fläche der gesamten Direktion. „30 Minuten und dann sind wir da!“ sagt der Kriminalhauptkommissar.

  • Für diesen Tag bleibt es beim Warten

    Mit 62 Beamten ist der KDD das größte Kommissariat in der Polizeidirektion Süd. „Eine Binnenstruktur muss her!“ sagt Gerald Schuldt und erzählt, dass er aktuell 150 Personalvorgänge auf dem Tisch hat. Er braucht dringend, so sagt er, Verantwortliche in den Außenstellen. An diesem Tag reden wir viel. Mir fällt das Warten auf den nächsten Fall schon nach zwei Stunden schwer. So sei das immer meint Seidel, „erst warten, dann Kopf stehen“.

    Für diesen Tag bleibt es beim Warten, als zwei Kolleginnen die Spätschicht antreten, gibt es nur wenig zu berichten. Die Ermittler wollen mich anrufen, wenn über Nacht etwas Spannendes passiert. Ist aber nichts, zumindest will man mir eine recht weite Fahrt nach Finsterwalde ersparen, wo ein junger Mann eine Erpressung anzeigt, und das Telefon klingelt nicht.

    Mit 62 Beamten ist der KDD das größte Kommissariat in der Polizeidirektion Süd. „Eine Binnenstruktur muss her!“ sagt Gerald Schuldt und erzählt, dass er aktuell 150 Personalvorgänge auf dem Tisch hat. Er braucht dringend, so sagt er, Verantwortliche in den Außenstellen. An diesem Tag reden wir viel. Mir fällt das Warten auf den nächsten Fall schon nach zwei Stunden schwer. So sei das immer meint Seidel, „erst warten, dann Kopf stehen“.

    Für diesen Tag bleibt es beim Warten, als zwei Kolleginnen die Spätschicht antreten, gibt es nur wenig zu berichten. Die Ermittler wollen mich anrufen, wenn über Nacht etwas Spannendes passiert. Ist aber nichts, zumindest will man mir eine recht weite Fahrt nach Finsterwalde ersparen, wo ein junger Mann eine Erpressung anzeigt, und das Telefon klingelt nicht.

  • Rothmann sortiert derweil noch die Zeugen

    Als ich am nächsten Morgen bei den Kollegen ankomme, ist Rothmann schon weg. „Vor zehn Minuten raus“ hallt es mir aus dem Koordinatorenbüro zu. Ein Einsatzprotokoll segelt ohne große Worte hinterher. Dem Blatt entnehme ich, Rothmann ist auf dem Weg in eine Kita,  etwa zehn Kilometer von Cottbus entfernt, dort wurde eingebrochen. „Naja“, denke ich, irgendwie hätte ich mir fast etwas Spannenderes gewünscht, mache mich aber dennoch auf den Weg.

    Nach 15 Minuten bin ich am Ziel und stehe vor einem gepflegten, bunt geputzten Gebäude, Marke Zweckbau. Freundlich und sauber sieht es hier aus. Als ich den Flur des Hauses betrete bin ich aber doch überrascht. Staub und loses Mauerwerk liegen auf der Treppe und im Obergeschoss erspähe ich eine herausgebrochene Türzarge. Auf der Treppe finde ich Kriminalhauptmeister Hans-Peter Lück, er ist der Kriminaltechniker und bereits schwer beschäftigt. Den Treppenaufgang zur oberen Etage und zum Büro der Kita- Leiterin hat er mit Flatterband abgesperrt. Gerade sucht er nach brauchbaren Spuren am Treppengeländer. Rothmann sortiert derweil noch die Zeugen. Als ich bei ihm bin, ist zumindest schon mal klar, wer tags zuvor zuletzt im Haus war und wer die Polizei gerufen hat. Sechs Erzieherinnen zähle ich. Es ist gar nicht so leicht zu ordnen,wer jetzt gleich befragt werden sollte. Und alle sind geschockt, es ist bereits der vierte Einbruch im Haus. Diesmal aber ist es besonders schlimm. Als ich es ganz vorsichtig und auf Zehenspitzen, um keine Spuren zu vernichten, bis ins aufgebrochene Büro geschafft habe, wird mir etwas mulmig. In dem winzigen Büro sieht es aus, als hätte eine Abrissbirne einmal quer durch den Raum geschwenkt. Beton und Putz türmen sich bis unter das Fensterbrett. Wo zuvor ein kleiner Tresor in der Wand verankert war, sieht man nur noch Geröll. „Wie geht denn so etwas“, frage ich mich und solidarisiere mich sofort mit dem Kita-Personal.

    Als ich am nächsten Morgen bei den Kollegen ankomme, ist Rothmann schon weg. „Vor zehn Minuten raus“ hallt es mir aus dem Koordinatorenbüro zu. Ein Einsatzprotokoll segelt ohne große Worte hinterher. Dem Blatt entnehme ich, Rothmann ist auf dem Weg in eine Kita,  etwa zehn Kilometer von Cottbus entfernt, dort wurde eingebrochen. „Naja“, denke ich, irgendwie hätte ich mir fast etwas Spannenderes gewünscht, mache mich aber dennoch auf den Weg.

    Nach 15 Minuten bin ich am Ziel und stehe vor einem gepflegten, bunt geputzten Gebäude, Marke Zweckbau. Freundlich und sauber sieht es hier aus. Als ich den Flur des Hauses betrete bin ich aber doch überrascht. Staub und loses Mauerwerk liegen auf der Treppe und im Obergeschoss erspähe ich eine herausgebrochene Türzarge. Auf der Treppe finde ich Kriminalhauptmeister Hans-Peter Lück, er ist der Kriminaltechniker und bereits schwer beschäftigt. Den Treppenaufgang zur oberen Etage und zum Büro der Kita- Leiterin hat er mit Flatterband abgesperrt. Gerade sucht er nach brauchbaren Spuren am Treppengeländer. Rothmann sortiert derweil noch die Zeugen. Als ich bei ihm bin, ist zumindest schon mal klar, wer tags zuvor zuletzt im Haus war und wer die Polizei gerufen hat. Sechs Erzieherinnen zähle ich. Es ist gar nicht so leicht zu ordnen,wer jetzt gleich befragt werden sollte. Und alle sind geschockt, es ist bereits der vierte Einbruch im Haus. Diesmal aber ist es besonders schlimm. Als ich es ganz vorsichtig und auf Zehenspitzen, um keine Spuren zu vernichten, bis ins aufgebrochene Büro geschafft habe, wird mir etwas mulmig. In dem winzigen Büro sieht es aus, als hätte eine Abrissbirne einmal quer durch den Raum geschwenkt. Beton und Putz türmen sich bis unter das Fensterbrett. Wo zuvor ein kleiner Tresor in der Wand verankert war, sieht man nur noch Geröll. „Wie geht denn so etwas“, frage ich mich und solidarisiere mich sofort mit dem Kita-Personal.

  • Das ist eine Dakty vom Täter, da bin ich sicher

    Hans-Peter Lück ist gerade dabei, Fingerspuren am oberen Türrahmen zu sichern. Das kann er bequem im Nachbarflur tun, denn die Täter haben die Tür samt Rahmen aus der Wand gerissen. Aus seinem KT-Koffer nimmt er  Rußpulver und bestäubt das Holz, Fingerspuren werden sichtbar. „Das ist eine Dakty vom Täter, da bin ich sicher“ sagt er in meine Richtung. „Bis zur Türklinke sind es die der Kinder und des Personals, aber hier“, und er deutet auf eine Stelle am oberen Rand des Holzes, „fasst man eher selten an“. Während Lück pinselt, Folien klebt und Spurenträger beschriftet, kommt die Kita- Chefin an. Sie sieht mich, bleibt kurz stehen und stellt eher fest, als dass sie fragt: „Etwa schon wieder eingebrochen“. Ich nicke betroffen und finde den Fall irgendwie gar nicht mehr so banal wie noch auf der Hinfahrt.

    Rothmann nimmt die Frau in Empfang und zeigt ihr kurz das Büro. Sie schüttelt beim Anblick des Trümmerfeldes nur noch den Kopf. „Jetzt setzen Sie sich erstmal und wenn Sie den ersten Schock verdaut haben, reden wir kurz miteinander“ sagt der Ermittler. Aber die Frau ist hart im Nehmen und hat sich schon nach kurzer Zeit gefangen. Die Kolleginnen klopfen ihr freundschaftlich auf die Schulter, wahrscheinlich weil sie wissen, welche Aktenberge und Absprachen nun wieder auf ihre Chefin zukommen.

    Hans-Peter Lück ist gerade dabei, Fingerspuren am oberen Türrahmen zu sichern. Das kann er bequem im Nachbarflur tun, denn die Täter haben die Tür samt Rahmen aus der Wand gerissen. Aus seinem KT-Koffer nimmt er  Rußpulver und bestäubt das Holz, Fingerspuren werden sichtbar. „Das ist eine Dakty vom Täter, da bin ich sicher“ sagt er in meine Richtung. „Bis zur Türklinke sind es die der Kinder und des Personals, aber hier“, und er deutet auf eine Stelle am oberen Rand des Holzes, „fasst man eher selten an“. Während Lück pinselt, Folien klebt und Spurenträger beschriftet, kommt die Kita- Chefin an. Sie sieht mich, bleibt kurz stehen und stellt eher fest, als dass sie fragt: „Etwa schon wieder eingebrochen“. Ich nicke betroffen und finde den Fall irgendwie gar nicht mehr so banal wie noch auf der Hinfahrt.

    Rothmann nimmt die Frau in Empfang und zeigt ihr kurz das Büro. Sie schüttelt beim Anblick des Trümmerfeldes nur noch den Kopf. „Jetzt setzen Sie sich erstmal und wenn Sie den ersten Schock verdaut haben, reden wir kurz miteinander“ sagt der Ermittler. Aber die Frau ist hart im Nehmen und hat sich schon nach kurzer Zeit gefangen. Die Kolleginnen klopfen ihr freundschaftlich auf die Schulter, wahrscheinlich weil sie wissen, welche Aktenberge und Absprachen nun wieder auf ihre Chefin zukommen.

  • Befragung an Ort und Stelle

    Wolfgang Rothmann sucht sich einen etwas ruhigeren Platz. Befragung an Ort und Stelle, so schnell wie möglich, das ist Aufgabe des KDD und so findet sich der Polizeihauptkommissar auf einem etwa 30 Zentimeter hohen Kinderstühlchen wieder. Seine Knie bekommt er freilich nicht unter den nur wenig höheren Tisch. Dort befragt er die Frau, es stellt sich heraus, dass erst am Vortag das Essengeld für alle 140 Kinder der Einrichtung eingesammelt wurde, etwa 2.000 Euro. Das Geld lag im Tresor. Das kommt selbst mir irgendwie komisch vor. Rothmann lässt sich die ungefähr Größe des Tresors beschreiben und fragt nach denkbaren Verdächtigen. Zeitgleich misst Lück jede Werkzeugspur aus, die er finden kann.

    Rothmann dokumentiert seine Befragung auf einem Block. Einen Laptop hat er nicht, er wird später im Büro alles noch einmal abschreiben. Das scheint noch eine Weile zu dauern und so entschließe ich mich zur Rückfahrt. Beim Verlassen der Kita legt sich mir die Sache irgendwie aufs Gemüt. Vor mir bunte Kinderräder, lustig im Wind wackelnde Wimpel und tobende, bestens gelaunte Kinder. Die Erzieher schieben alle kleinen Ankömmlinge so unaufgeregt wie möglich in den Garten. Hinter mir die verwüsteten Räume und die geschockten Frauen. Wie die Kollegen im Streifendienst auch, erleben die KDD´ler die unmittelbaren und damit ungedämpften Emotionen der Betroffenen. Das ist auf die Dauer kein leichtes Brot.

    Wolfgang Rothmann sucht sich einen etwas ruhigeren Platz. Befragung an Ort und Stelle, so schnell wie möglich, das ist Aufgabe des KDD und so findet sich der Polizeihauptkommissar auf einem etwa 30 Zentimeter hohen Kinderstühlchen wieder. Seine Knie bekommt er freilich nicht unter den nur wenig höheren Tisch. Dort befragt er die Frau, es stellt sich heraus, dass erst am Vortag das Essengeld für alle 140 Kinder der Einrichtung eingesammelt wurde, etwa 2.000 Euro. Das Geld lag im Tresor. Das kommt selbst mir irgendwie komisch vor. Rothmann lässt sich die ungefähr Größe des Tresors beschreiben und fragt nach denkbaren Verdächtigen. Zeitgleich misst Lück jede Werkzeugspur aus, die er finden kann.

    Rothmann dokumentiert seine Befragung auf einem Block. Einen Laptop hat er nicht, er wird später im Büro alles noch einmal abschreiben. Das scheint noch eine Weile zu dauern und so entschließe ich mich zur Rückfahrt. Beim Verlassen der Kita legt sich mir die Sache irgendwie aufs Gemüt. Vor mir bunte Kinderräder, lustig im Wind wackelnde Wimpel und tobende, bestens gelaunte Kinder. Die Erzieher schieben alle kleinen Ankömmlinge so unaufgeregt wie möglich in den Garten. Hinter mir die verwüsteten Räume und die geschockten Frauen. Wie die Kollegen im Streifendienst auch, erleben die KDD´ler die unmittelbaren und damit ungedämpften Emotionen der Betroffenen. Das ist auf die Dauer kein leichtes Brot.

  • Etwa zwölf Einsätze des KDD täglich

    Auf dem Rückweg nach Cottbus lasse ich mir etwas Zeit. Genau die hat Michael Seidel nicht, er ist schon auf Achse, unterwegs nach Finsterwalde. Ich werde ihn an diesem Tag nicht mehr sehen. Ein etwas verworrener Sachverhalt hat sich in der Nacht aufgetan. Der KDD- Ermittler in Finsterwalde hatte zur Nachtzeit die erste Befragung eines 26-jährigen Mannes übernommen. Der hatte der Polizei zuvor mitgeteilt, dass er seit Wochen erpresst wird. Nach der ersten Vernehmung des Opfers ist zumindest schon mal klar, dass entfernte Bekannte des 26-Jährigen die Tatverdächtigen sind.

    „Die waren schnell zu ermitteln, hier lies die mal“, sagt Andrei Partzsch und hält mir das Vernehmungsprotokoll hin. Partzsch war schon am Vortag dabei, er ist Koordinator des KDD. Eine Stelle, die es als solche nicht gibt. Bei durchschnittlich sechs bis acht Kollegen pro Schicht, verteilt auf drei KDD- Standorte, etwa zwölf Einsätzen des KDD täglich und unzähligen Telefonaten mit Kollegen und Staatsanwälten muss jemand die Übersicht behalten. „Micha musste los, zur Nachvernehmung. Die Zeit drängt, `ne Waffe war im Spiel“, sagt Kriminalkommissar Partzsch. War es eine scharfe Waffe? Kann die Identität der Tatverdächtigen zweifelsfrei geklärt werden? Durchsuchung? Festnahme? Haftbefehl?

    Auf dem Rückweg nach Cottbus lasse ich mir etwas Zeit. Genau die hat Michael Seidel nicht, er ist schon auf Achse, unterwegs nach Finsterwalde. Ich werde ihn an diesem Tag nicht mehr sehen. Ein etwas verworrener Sachverhalt hat sich in der Nacht aufgetan. Der KDD- Ermittler in Finsterwalde hatte zur Nachtzeit die erste Befragung eines 26-jährigen Mannes übernommen. Der hatte der Polizei zuvor mitgeteilt, dass er seit Wochen erpresst wird. Nach der ersten Vernehmung des Opfers ist zumindest schon mal klar, dass entfernte Bekannte des 26-Jährigen die Tatverdächtigen sind.

    „Die waren schnell zu ermitteln, hier lies die mal“, sagt Andrei Partzsch und hält mir das Vernehmungsprotokoll hin. Partzsch war schon am Vortag dabei, er ist Koordinator des KDD. Eine Stelle, die es als solche nicht gibt. Bei durchschnittlich sechs bis acht Kollegen pro Schicht, verteilt auf drei KDD- Standorte, etwa zwölf Einsätzen des KDD täglich und unzähligen Telefonaten mit Kollegen und Staatsanwälten muss jemand die Übersicht behalten. „Micha musste los, zur Nachvernehmung. Die Zeit drängt, `ne Waffe war im Spiel“, sagt Kriminalkommissar Partzsch. War es eine scharfe Waffe? Kann die Identität der Tatverdächtigen zweifelsfrei geklärt werden? Durchsuchung? Festnahme? Haftbefehl?

  • Seidel fährt gerade 80 Kilometer durchs Land

    Das muss jetzt alles geklärt werden und deshalb fährt Seidel gerade 80 Kilometer durchs Land, eine Tour. Bevor ich fragen kann, klärt mich Partzsch auf. In Finsterwalde ist die Frühschicht des KDD heute nicht besetzt. Keiner da also, der die Vernehmung aus der Nacht weiterführen und erste Maßnahmen „anstoßen“ kann. Rothmann ärgert sich, hätte Seidel den Kita- Einbruch „angearbeitet“, wäre er nach Finsterwalde gefahren. Dann hätte Seidel pünktlich Feierabend gehabt und er wäre nach Ende der Arbeit zumindest schon zu Hause in Finsterwalde gewesen. So bleibt er in Cottbus, hinterherfahren und unterstützen kann er nicht. „Wir können Cottbus nicht nackig machen“ sagt er und meint, dass ein Kollege in Cottbus die Stellung halten muss.

    Das muss jetzt alles geklärt werden und deshalb fährt Seidel gerade 80 Kilometer durchs Land, eine Tour. Bevor ich fragen kann, klärt mich Partzsch auf. In Finsterwalde ist die Frühschicht des KDD heute nicht besetzt. Keiner da also, der die Vernehmung aus der Nacht weiterführen und erste Maßnahmen „anstoßen“ kann. Rothmann ärgert sich, hätte Seidel den Kita- Einbruch „angearbeitet“, wäre er nach Finsterwalde gefahren. Dann hätte Seidel pünktlich Feierabend gehabt und er wäre nach Ende der Arbeit zumindest schon zu Hause in Finsterwalde gewesen. So bleibt er in Cottbus, hinterherfahren und unterstützen kann er nicht. „Wir können Cottbus nicht nackig machen“ sagt er und meint, dass ein Kollege in Cottbus die Stellung halten muss.

  • Feiertage und Nächte inklusive

    Kriminaldauerdienst heißt Dienst im Wechselschichtsystem. Feiertage und Nächte inklusive. Weite Fahrten und Überstunden ebenso, denn mit Schichtende Feierabend machen, geht natürlich nicht, wenn eine Durchsuchung oder die erste wichtige Befragung ansteht. Kriminalobermeister Seidel ist an diesem Tag 16:15 Uhr wieder auf der Dienststelle, fast drei Stunden nach seinem regulären Feierabend. Polizeiarbeit ist eben so, das wissen die Kollegen. Ich höre kein Murren.

    Von schwerer Körperverletzung bis Einbruchdiebstahl, die ersten Maßnahmen führt in diesen Fällen fast immer der KDD durch. Die ganze Palette also. Damit ist der Kriminaldauerdienst nicht nur für Kripo-Neulinge besonders interessant. So viele unterschiedliche Fälle werden nur hier bearbeitet.

    Während Seidel also in Finsterwalde ermittelt, ist Rothmann noch immer in der Kita beschäftigt. Er und Lück haben inzwischen das Betongeröll in Baumeistermanier abgetragen und aus dem Minibüro geschleppt. Die schwere Arbeit lohnt sich, denn die Täter haben einen nicht unbeträchtlichen Teil Ihres Werkzeuges unter dem Schutt vergessen. Das freut die Kriminalisten, ist doch die Chance, hier gute Spuren der Einbrecher zu finden, besonders hoch. Der Kriminaltechniker wird noch eine Zeit lang beschäftigt sein, Rothmann hat alle Befragungen abgeschlossen. Um alles zu Papier zu bringen, kommt er zurück ins Büro. Noch bevor er ankommt, klingelt das Telefon. Einsatzanlass „Tod unnatürlich“. Nüchternes Polizeideutsch, ich zucke zusammen.

    Kriminaldauerdienst heißt Dienst im Wechselschichtsystem. Feiertage und Nächte inklusive. Weite Fahrten und Überstunden ebenso, denn mit Schichtende Feierabend machen, geht natürlich nicht, wenn eine Durchsuchung oder die erste wichtige Befragung ansteht. Kriminalobermeister Seidel ist an diesem Tag 16:15 Uhr wieder auf der Dienststelle, fast drei Stunden nach seinem regulären Feierabend. Polizeiarbeit ist eben so, das wissen die Kollegen. Ich höre kein Murren.

    Von schwerer Körperverletzung bis Einbruchdiebstahl, die ersten Maßnahmen führt in diesen Fällen fast immer der KDD durch. Die ganze Palette also. Damit ist der Kriminaldauerdienst nicht nur für Kripo-Neulinge besonders interessant. So viele unterschiedliche Fälle werden nur hier bearbeitet.

    Während Seidel also in Finsterwalde ermittelt, ist Rothmann noch immer in der Kita beschäftigt. Er und Lück haben inzwischen das Betongeröll in Baumeistermanier abgetragen und aus dem Minibüro geschleppt. Die schwere Arbeit lohnt sich, denn die Täter haben einen nicht unbeträchtlichen Teil Ihres Werkzeuges unter dem Schutt vergessen. Das freut die Kriminalisten, ist doch die Chance, hier gute Spuren der Einbrecher zu finden, besonders hoch. Der Kriminaltechniker wird noch eine Zeit lang beschäftigt sein, Rothmann hat alle Befragungen abgeschlossen. Um alles zu Papier zu bringen, kommt er zurück ins Büro. Noch bevor er ankommt, klingelt das Telefon. Einsatzanlass „Tod unnatürlich“. Nüchternes Polizeideutsch, ich zucke zusammen.

  • Todesermittlungsursachen landen zunächst beim Kriminaldauerdienst

    Jeder Tote, bei dem der hinzugezogene Arzt den „nicht natürlichen Tod“ oder eine „nicht aufgeklärte Todesart“ feststellt und dies mit einem kleinen Kreuz auf dem Totenschein attestiert, wird vom Kriminaldauerdienst untersucht. Alle „Todesermittlungssachen“ landen zuerst beim Kriminaldauerdienst. Und das ist deutlich öfter der Fall, als zu vermuten ist. Vom Freitod bis zum nicht identifizierbaren Leichnam ist alles dabei, aber auch Patienten die im Krankenhaus versterben, deren Tod aber augenscheinlich nichts mit der zuvor diagnostizierten Krankheit zu tun hatte. So auch an diesem Tag. Eine 80-jährige Frau ist Tage nach einem Treppensturz im Krankenhaus verstorben. Um auszuschließen, dass die Seniorin durch Dritte aus dem Leben schied, muss nun der Kriminaldauerdienst eine Leichenbesichtigung vornehmen, Ärzte und Schwestern auf der Station befragen und alle Erkenntnisse dokumentieren. Bevor nicht alle Umstände geklärt sind, gibt die Staatsanwaltschaft den Leichnam der Frau nicht frei.

    Jeder Tote, bei dem der hinzugezogene Arzt den „nicht natürlichen Tod“ oder eine „nicht aufgeklärte Todesart“ feststellt und dies mit einem kleinen Kreuz auf dem Totenschein attestiert, wird vom Kriminaldauerdienst untersucht. Alle „Todesermittlungssachen“ landen zuerst beim Kriminaldauerdienst. Und das ist deutlich öfter der Fall, als zu vermuten ist. Vom Freitod bis zum nicht identifizierbaren Leichnam ist alles dabei, aber auch Patienten die im Krankenhaus versterben, deren Tod aber augenscheinlich nichts mit der zuvor diagnostizierten Krankheit zu tun hatte. So auch an diesem Tag. Eine 80-jährige Frau ist Tage nach einem Treppensturz im Krankenhaus verstorben. Um auszuschließen, dass die Seniorin durch Dritte aus dem Leben schied, muss nun der Kriminaldauerdienst eine Leichenbesichtigung vornehmen, Ärzte und Schwestern auf der Station befragen und alle Erkenntnisse dokumentieren. Bevor nicht alle Umstände geklärt sind, gibt die Staatsanwaltschaft den Leichnam der Frau nicht frei.

  • Was an die Nieren geht, sind die Geschichten drum herum

    587 Todesermittlungssachen wurden im Vorjahr in der PD Süd bearbeitet. Professionell und routiniert sind die Kollegen, was dennoch nicht wegzudrücken ist, sind die vielen Toten mit denen die Ermittler nahezu täglich konfrontiert sind. „Daran gewöhnt man sich, „was an die Nieren geht, sind die Geschichten drum herum“, hatte Seidel bei einem Kaffee am Vortag zu dem Thema gesagt. Der Austausch mit den Kollegen, und mag er noch so kurz sein, macht es offenbar leichter.

    Pragmatisch wie die Kollegen sind, nehmen sie mich mit in die Pathologie. Ich habe ja einen Fotoapparat dabei, da kann ich doch auch die Bilder machen, die später für die Akte nötig sind. Kriminaltechniker Lück kann so in Ruhe seine Arbeit in der Kita beenden. Diesmal übernimmt Andrei Partzsch. Als wir uns gerade auf den Weg ins Klinikum machen wollen, kommt Rothmann an. Er begleitet uns, gemeinsam geht es schneller. „Einer in die Pathologie, einer auf Station“, sagt Partzsch auf dem Weg zum Auto. Die Arbeitsaufteilung ist in einem Satz besprochen. Gerald Schuldt, rennt uns noch kurz über den Weg. „Herrliches Wetter zum Sterben, und donnerstags sowieso“, sagt er mit aufbauendem Lächeln. Im letzten Jahr wurde die Einsatzbelastung des KDD der Direktion Süd überprüft: Montags und donnerstags gibt es die meisten Einsätze für die Kollegen.

    587 Todesermittlungssachen wurden im Vorjahr in der PD Süd bearbeitet. Professionell und routiniert sind die Kollegen, was dennoch nicht wegzudrücken ist, sind die vielen Toten mit denen die Ermittler nahezu täglich konfrontiert sind. „Daran gewöhnt man sich, „was an die Nieren geht, sind die Geschichten drum herum“, hatte Seidel bei einem Kaffee am Vortag zu dem Thema gesagt. Der Austausch mit den Kollegen, und mag er noch so kurz sein, macht es offenbar leichter.

    Pragmatisch wie die Kollegen sind, nehmen sie mich mit in die Pathologie. Ich habe ja einen Fotoapparat dabei, da kann ich doch auch die Bilder machen, die später für die Akte nötig sind. Kriminaltechniker Lück kann so in Ruhe seine Arbeit in der Kita beenden. Diesmal übernimmt Andrei Partzsch. Als wir uns gerade auf den Weg ins Klinikum machen wollen, kommt Rothmann an. Er begleitet uns, gemeinsam geht es schneller. „Einer in die Pathologie, einer auf Station“, sagt Partzsch auf dem Weg zum Auto. Die Arbeitsaufteilung ist in einem Satz besprochen. Gerald Schuldt, rennt uns noch kurz über den Weg. „Herrliches Wetter zum Sterben, und donnerstags sowieso“, sagt er mit aufbauendem Lächeln. Im letzten Jahr wurde die Einsatzbelastung des KDD der Direktion Süd überprüft: Montags und donnerstags gibt es die meisten Einsätze für die Kollegen.

  • Nichts lässt auf die Einwirkung Dritter schließen

    Im Klinikum angekommen stelle ich erleichtert fest, dass die Pathologie in ein ganz neues Gebäude umgezogen ist. Aus dem Praktikum kenne ich noch den dunklen Altbau mit entsprechend schlechter Belüftung. Hier nun sieht es aus, wie es in einem Krankenhaus nun mal aussieht: Lange Flure, viele Türen. Zielsicher steuert Partzsch auf einen Schwingtür zu und ehe ich mich versehe, stehen wir mitten im Kühlraum der Pathologie. Mitarbeiter begrüßen die zwei Kriminalisten fast schon freundschaftlich, man kennt sich. Kriminalkommissar Partzsch bittet um alle Unterlagen und nach kurzer Sichtung macht sich Rothmann auf den Weg zur Station. Vollkommen routiniert beginnt Partzsch mit der Arbeit. Die Tote wird nach Narben, Flecken, Verletzungen untersucht. Nichts lässt auf die „Einwirkung Dritter“ schließen, wie es später im Bericht heißen wird. Das passt auch zu dem, was Rothmann in der Zwischenzeit auf der Station in Erfahrung gebracht hat. Die 80-Jährige war Dialysepatientin, ihr Körper von der langen Krankheit gezeichnet. Ihre Vorerkrankungen hatten schließlich zum Tod der Frau geführt, mit dem Sturz hatte das nichts zu tun. Weshalb der verantwortliche Arzt nun einen unnatürlichen Tod feststellte, wird uns an diesem Tag nicht so recht klar. Aber Partzsch und Rothmann werten das nicht. Im Gegenteil. Wenn es Zweifel gibt an der Art des Todes, mögen sie auch noch so klein sein, dann ist es nur gut und richtig, wenn das festgestellt wird und eine Ermittlung folgt. Noch im Auto ruft Andrei Partzsch die Kollegen des Wach- und Wechseldienstes an, ein Bestatter kann die Frau aus der Pathologie abholen. Am gleichen Tag gibt der Staatsanwalt die Tote frei und ihre Angehörigen können die Beisetzung der Frau organisieren.

    Im Klinikum angekommen stelle ich erleichtert fest, dass die Pathologie in ein ganz neues Gebäude umgezogen ist. Aus dem Praktikum kenne ich noch den dunklen Altbau mit entsprechend schlechter Belüftung. Hier nun sieht es aus, wie es in einem Krankenhaus nun mal aussieht: Lange Flure, viele Türen. Zielsicher steuert Partzsch auf einen Schwingtür zu und ehe ich mich versehe, stehen wir mitten im Kühlraum der Pathologie. Mitarbeiter begrüßen die zwei Kriminalisten fast schon freundschaftlich, man kennt sich. Kriminalkommissar Partzsch bittet um alle Unterlagen und nach kurzer Sichtung macht sich Rothmann auf den Weg zur Station. Vollkommen routiniert beginnt Partzsch mit der Arbeit. Die Tote wird nach Narben, Flecken, Verletzungen untersucht. Nichts lässt auf die „Einwirkung Dritter“ schließen, wie es später im Bericht heißen wird. Das passt auch zu dem, was Rothmann in der Zwischenzeit auf der Station in Erfahrung gebracht hat. Die 80-Jährige war Dialysepatientin, ihr Körper von der langen Krankheit gezeichnet. Ihre Vorerkrankungen hatten schließlich zum Tod der Frau geführt, mit dem Sturz hatte das nichts zu tun. Weshalb der verantwortliche Arzt nun einen unnatürlichen Tod feststellte, wird uns an diesem Tag nicht so recht klar. Aber Partzsch und Rothmann werten das nicht. Im Gegenteil. Wenn es Zweifel gibt an der Art des Todes, mögen sie auch noch so klein sein, dann ist es nur gut und richtig, wenn das festgestellt wird und eine Ermittlung folgt. Noch im Auto ruft Andrei Partzsch die Kollegen des Wach- und Wechseldienstes an, ein Bestatter kann die Frau aus der Pathologie abholen. Am gleichen Tag gibt der Staatsanwalt die Tote frei und ihre Angehörigen können die Beisetzung der Frau organisieren.

  • Besondere Akribie ist gefragt

    Ebenfalls im Auto werden wir via Freisprecheinrichtung über die Lageentwicklung in Finsterwalde auf den neuesten Stand gebracht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der 26-Jährige mit einer scharfen Waffe bedroht worden, die Täter hatten ihn so zu Diebstählen gezwungen. Von den Tätern geht eine nicht zu berechnende Gefahr aus. Deshalb und um Beweismittel zu finden, sollen jetzt die Wohnungen der Verdächtigen durchsucht werden. Das muss jedoch ein Richter abnicken, was er auch tut. Für Michael Seidel ist demnach noch lange nicht Feierabend.

    Bis zur Ablösung durch die Spätschicht gilt die gesamte Aufmerksamkeit der Ermittler nun den Formularen. „Das Feuer der Begeisterung lässt sich leicht mit Formularen löschen“, prangt in großen Lettern an der Tür zur Teeküche. Wahres Wort und sicher nicht nur für die Arbeit im Dauerdienst zutreffend. Aber das gehört nun mal dazu. Klar, schließlich sind die vom Dauerdienst gefertigten Unterlagen das, was die Ermittler in den anderen Kommissariaten später vom Fall in den Händen halten. Alle Informationen und damit alle noch folgenden Maßnahmen bauen auf den Ermittlungsunterlagen des KDD auf. Besondere Akribie ist also gefragt.

    Ich kann an diesem Tag nur noch die Fotos aus der Pathologie beisteuern. Das tue ich und schicke sie umständlich via Mail hin und her, bis sie auf dem Rechner von Kriminalkommissar Partzsch ankommen. Um ein Haar hätte ich die Bilder einem ehemaligen Mitschüler geschickt, dessen Adresse sich automatisch aufmachte. Ein Kartenlesegerät, um Bilder direkt am Arbeitsplatz aufzurufen und zu speichern, gibt es nicht. Gut, hat ja funktioniert, irgendwie. Bis auf Michael Seidel sind alle pünktlich zum Feierabend fertig mit ihren Schreibarbeiten. Wir verabschieden uns und ich mache mich auf den Heimweg.

    Ebenfalls im Auto werden wir via Freisprecheinrichtung über die Lageentwicklung in Finsterwalde auf den neuesten Stand gebracht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der 26-Jährige mit einer scharfen Waffe bedroht worden, die Täter hatten ihn so zu Diebstählen gezwungen. Von den Tätern geht eine nicht zu berechnende Gefahr aus. Deshalb und um Beweismittel zu finden, sollen jetzt die Wohnungen der Verdächtigen durchsucht werden. Das muss jedoch ein Richter abnicken, was er auch tut. Für Michael Seidel ist demnach noch lange nicht Feierabend.

    Bis zur Ablösung durch die Spätschicht gilt die gesamte Aufmerksamkeit der Ermittler nun den Formularen. „Das Feuer der Begeisterung lässt sich leicht mit Formularen löschen“, prangt in großen Lettern an der Tür zur Teeküche. Wahres Wort und sicher nicht nur für die Arbeit im Dauerdienst zutreffend. Aber das gehört nun mal dazu. Klar, schließlich sind die vom Dauerdienst gefertigten Unterlagen das, was die Ermittler in den anderen Kommissariaten später vom Fall in den Händen halten. Alle Informationen und damit alle noch folgenden Maßnahmen bauen auf den Ermittlungsunterlagen des KDD auf. Besondere Akribie ist also gefragt.

    Ich kann an diesem Tag nur noch die Fotos aus der Pathologie beisteuern. Das tue ich und schicke sie umständlich via Mail hin und her, bis sie auf dem Rechner von Kriminalkommissar Partzsch ankommen. Um ein Haar hätte ich die Bilder einem ehemaligen Mitschüler geschickt, dessen Adresse sich automatisch aufmachte. Ein Kartenlesegerät, um Bilder direkt am Arbeitsplatz aufzurufen und zu speichern, gibt es nicht. Gut, hat ja funktioniert, irgendwie. Bis auf Michael Seidel sind alle pünktlich zum Feierabend fertig mit ihren Schreibarbeiten. Wir verabschieden uns und ich mache mich auf den Heimweg.

  • Spezialeinsatzkommando (SEK) zur Unterstützung herbeigerufen

    Auf der Autobahn in Richtung Potsdam bin ich in Gedanken einige Kilometer weiter südlich. Wahrscheinlich fahren mir zur gleichen Zeit Kollegen der Spezialkräfte entgegen, unterwegs nach Finsterwalde.  Weil die Tatverdächtigen gefährlich sind, wird das Spezialeinsatzkommando (SEK) zur Unterstützung herbeigerufen. Dann werden die Wohnungen der Verdächtigen durchsucht. Sogar erfolgreich, denn die Ermittler finden ein Gewehr und ein Messer. Als die Beamten die Gegenstände sicherstellen, tobt der Wohnungsinhaber und greift die Polizisten an. Sein Anfall bleibt ohne Wirkung, von seinem Ausraster unbeeindruckt, nehmen die Beamten ihn dennoch zur Beschuldigtenvernehmung mit. Später erlässt ein Richter für alle drei Tatverdächtigen Haftbefehle.  Von der Anzeige bis zur Festnahme – alles in weniger als 24 Stunden.

    Auf der Autobahn in Richtung Potsdam bin ich in Gedanken einige Kilometer weiter südlich. Wahrscheinlich fahren mir zur gleichen Zeit Kollegen der Spezialkräfte entgegen, unterwegs nach Finsterwalde.  Weil die Tatverdächtigen gefährlich sind, wird das Spezialeinsatzkommando (SEK) zur Unterstützung herbeigerufen. Dann werden die Wohnungen der Verdächtigen durchsucht. Sogar erfolgreich, denn die Ermittler finden ein Gewehr und ein Messer. Als die Beamten die Gegenstände sicherstellen, tobt der Wohnungsinhaber und greift die Polizisten an. Sein Anfall bleibt ohne Wirkung, von seinem Ausraster unbeeindruckt, nehmen die Beamten ihn dennoch zur Beschuldigtenvernehmung mit. Später erlässt ein Richter für alle drei Tatverdächtigen Haftbefehle.  Von der Anzeige bis zur Festnahme – alles in weniger als 24 Stunden.

Katrin Böhme (MIK)

Katrin Böhme (MIK)


Spurensicherung im Wald

Spurensicherung im Wald

Kriminaltechniker sichert Spuren im Wald
© Kathleen Friedrich Photography
Kriminaltechniker sichert Spuren im Wald
© Kathleen Friedrich Photography
Kriminaltechniker sichert Spuren im Wald
© Kathleen Friedrich Photography
Kriminaltechniker sichert Spuren im Wald
© Kathleen Friedrich Photography
Kriminaltechniker sichert Spuren im Wald
© Kathleen Friedrich Photography
Kriminaltechniker sichert Spuren im Wald
© Kathleen Friedrich Photography