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Mein Partner mit der kalten Schnauze

Einblick in den Alltag von Diensthunden

Titelmotiv Hundestaffel Kalenderblatt März
© Kathlen Friedrich Photography

Es ist ein warmer und sonniger Tag. Ich habe heute eine Verabredung im Polizeirevier Lübben und steige in das Auto von Ingo Christoph. Ingo ist Diensthundführer in der Polizeidirektion Süd und speziell für den Bereich Dahme-Spreewald zuständig. Wir kommen sofort ins Gespräch, Ingo sprüht vor Elan und Freude. Da bemerke ich erstmal, dass wir gar nicht allein sind. Hinten im Auto liegt Uje, ein schwarzer Deutscher Schäferhund. Dem sieben Jahre alten Hund scheint die doch recht holprige und kurvige Autofahrt nichts auszumachen. Das ist wohl nicht bei jedem Hund so…

In den ersten Sätzen, die ich von Ingo höre, wird gleich deutlich, dass er sehr zufrieden mit seiner Berufswahl ist. Es fallen Worte wie „Traumjob“, „Spaß“ und „Teamarbeit“. Er strahlt dabei über das ganze Gesicht und das steckt an.

Ingo Christoph ist seit 25 Jahren mit Leib und Seele Diensthundführer und brennt für seinen Job. Am Wochenende war er zu einem Durchsuchungseinsatz in Anklam und Stralsund, da sein Hund die Fähigkeit besitzt, Bargeld zu erschnüffeln. Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern verfügt selbst über keinen Hund, der Geld aufspüren kann und fordert diesen daher aufgrund der guten Zusammenarbeit aus Brandenburg an.

Ingo erzählt mir, dass ein Polizeihund zu Beginn seiner Ausbildung auf seine Polizeidiensttauglichkeit geprüft und zusätzlich jährlich überprüft wird. „Uje vom Timmelsjoch“, so heißt er mit vollem Namen, kommt eigentlich aus Österreich und hat, wie Ingo berichtet, ein sehr eigenes Wesen. Anfangs war es sehr schwierig, ihn zu bändigen und es muss ihm wohl auch heute noch immer wieder mal gezeigt werden, wer der Boss ist. Doch Ingo hat es geschafft, eine Bindung zum Tier aufzubauen und ihn durch die Prüfungen zu bringen. Gemeinsam suchen sie nun, nach einem absolvierten Speziallehrgang von etwa 12-14 Wochen, nach Rauschgift und Bargeld. Das klingt echt praktisch, ich hätte auch gern einen Hund, der für mich das Bargeld findet, also forsche ich weiter nach.

Zuerst einmal muss man wissen, dass jeder Polizeidiensthund auch ein Schutzhund ist. Das heißt, er muss Täter stellen, sie verbellen oder sogar beißen können. Durch ihre spezielle Ausbildung und Abrichtung gelten Diensthunde als gefährliche Tiere.

„Ich muss mich auf meinen Hund verlassen können, er ist im Ernstfall meine Lebensversicherung und hält mir den Rücken frei.“, so Ingo.

Zwischen den Beiden läuft es also wie bei einer „normalen“ Funkwagenbesatzung - nur, dass Ingos Streifenpartner nicht sprechen kann, viele Haare und eine kalte Schnauze hat. Zudem muss er leider hinten im Auto Platz nehmen. Es schindet schon wirklich Eindruck, wenn sie gemeinsam auf Streife sind. Zu nah möchte ich persönlich Uje nicht unbedingt kommen. Ich habe unwahrscheinlich großen Respekt vor Hunden und halte daher lieber Abstand. Selbst Ingo wurde schon von Uje und seinen vorherigen Hunden gebissen. Das gehöre wohl dazu, sagt er. Ein Diensthund müsse ein hartes Wesen und eine gesunde Härte haben, um seinen Diensthundführer zu schützen. Ingo vertritt die Ansicht, dass ein Diensthund kein Schmusehund ist und er sich deshalb auch nicht von anderen, die nicht zum Rudel gehören, streicheln lassen sollte. Ansonsten gäbe es irgendwann im Einsatz Probleme, weil der Hund zu zutraulich wird.  Weiterhin muss ein Diensthund gesundheitlich fit und regelbar sein.

Wir fahren an diesem Tag zu einem Bundeswehrstützpunkt in Storkow. Dort treffen wir uns mit sechs weiteren Diensthundführern und führen an diesem Tag eine Komplexausbildung der Rauschgiftspürhunde durch. Sechs sogenannte „Dackellenker“ und sechs Hunde mit den verschiedensten Charakteren suchen an und in Fahrzeugen nach versteckten Drogen. Die Tiere wurden auf die Geruchsspuren von Betäubungsmitteln abgerichtet und können diese selbst durch extra verpackte und zusätzlich verplombte Behältnisse erschnüffeln.

Egal um welche zu erriechende Sache es sich nun handelt, die Ausbildung zum Spezialgebiet sieht annähernd gleich aus. Ein Hund wird spielerisch auf einen bestimmten Geruchsträger trainiert, bis er in der Lage ist, nach einem Suchschema gezielt danach zu suchen.

In Ingos Fall wurde Uje auf den Duft von Betäubungsmitteln und Bargeld abgerichtet. In Brandenburg gibt es bisher nur drei Hunde, die dazu ausgebildet sind. In seinen Augen rollen quasi die Eurozeichen, wie auch bei einem von der GEG Berlin-Brandenburg durchgeführten Durchsuchungseinsatz im Mai 2020 in Nauen. Dort erschnüffelte Uje in einem Haus von Geldautomatenknackern unter anderem eine Bargeldsumme in fünfstelliger Höhe, die in einem Kleiderschrank versteckt war.

Titelmotiv Hundestaffel Kalenderblatt März
© Kathlen Friedrich Photography

Es ist ein warmer und sonniger Tag. Ich habe heute eine Verabredung im Polizeirevier Lübben und steige in das Auto von Ingo Christoph. Ingo ist Diensthundführer in der Polizeidirektion Süd und speziell für den Bereich Dahme-Spreewald zuständig. Wir kommen sofort ins Gespräch, Ingo sprüht vor Elan und Freude. Da bemerke ich erstmal, dass wir gar nicht allein sind. Hinten im Auto liegt Uje, ein schwarzer Deutscher Schäferhund. Dem sieben Jahre alten Hund scheint die doch recht holprige und kurvige Autofahrt nichts auszumachen. Das ist wohl nicht bei jedem Hund so…

In den ersten Sätzen, die ich von Ingo höre, wird gleich deutlich, dass er sehr zufrieden mit seiner Berufswahl ist. Es fallen Worte wie „Traumjob“, „Spaß“ und „Teamarbeit“. Er strahlt dabei über das ganze Gesicht und das steckt an.

Ingo Christoph ist seit 25 Jahren mit Leib und Seele Diensthundführer und brennt für seinen Job. Am Wochenende war er zu einem Durchsuchungseinsatz in Anklam und Stralsund, da sein Hund die Fähigkeit besitzt, Bargeld zu erschnüffeln. Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern verfügt selbst über keinen Hund, der Geld aufspüren kann und fordert diesen daher aufgrund der guten Zusammenarbeit aus Brandenburg an.

Ingo erzählt mir, dass ein Polizeihund zu Beginn seiner Ausbildung auf seine Polizeidiensttauglichkeit geprüft und zusätzlich jährlich überprüft wird. „Uje vom Timmelsjoch“, so heißt er mit vollem Namen, kommt eigentlich aus Österreich und hat, wie Ingo berichtet, ein sehr eigenes Wesen. Anfangs war es sehr schwierig, ihn zu bändigen und es muss ihm wohl auch heute noch immer wieder mal gezeigt werden, wer der Boss ist. Doch Ingo hat es geschafft, eine Bindung zum Tier aufzubauen und ihn durch die Prüfungen zu bringen. Gemeinsam suchen sie nun, nach einem absolvierten Speziallehrgang von etwa 12-14 Wochen, nach Rauschgift und Bargeld. Das klingt echt praktisch, ich hätte auch gern einen Hund, der für mich das Bargeld findet, also forsche ich weiter nach.

Zuerst einmal muss man wissen, dass jeder Polizeidiensthund auch ein Schutzhund ist. Das heißt, er muss Täter stellen, sie verbellen oder sogar beißen können. Durch ihre spezielle Ausbildung und Abrichtung gelten Diensthunde als gefährliche Tiere.

„Ich muss mich auf meinen Hund verlassen können, er ist im Ernstfall meine Lebensversicherung und hält mir den Rücken frei.“, so Ingo.

Zwischen den Beiden läuft es also wie bei einer „normalen“ Funkwagenbesatzung - nur, dass Ingos Streifenpartner nicht sprechen kann, viele Haare und eine kalte Schnauze hat. Zudem muss er leider hinten im Auto Platz nehmen. Es schindet schon wirklich Eindruck, wenn sie gemeinsam auf Streife sind. Zu nah möchte ich persönlich Uje nicht unbedingt kommen. Ich habe unwahrscheinlich großen Respekt vor Hunden und halte daher lieber Abstand. Selbst Ingo wurde schon von Uje und seinen vorherigen Hunden gebissen. Das gehöre wohl dazu, sagt er. Ein Diensthund müsse ein hartes Wesen und eine gesunde Härte haben, um seinen Diensthundführer zu schützen. Ingo vertritt die Ansicht, dass ein Diensthund kein Schmusehund ist und er sich deshalb auch nicht von anderen, die nicht zum Rudel gehören, streicheln lassen sollte. Ansonsten gäbe es irgendwann im Einsatz Probleme, weil der Hund zu zutraulich wird.  Weiterhin muss ein Diensthund gesundheitlich fit und regelbar sein.

Wir fahren an diesem Tag zu einem Bundeswehrstützpunkt in Storkow. Dort treffen wir uns mit sechs weiteren Diensthundführern und führen an diesem Tag eine Komplexausbildung der Rauschgiftspürhunde durch. Sechs sogenannte „Dackellenker“ und sechs Hunde mit den verschiedensten Charakteren suchen an und in Fahrzeugen nach versteckten Drogen. Die Tiere wurden auf die Geruchsspuren von Betäubungsmitteln abgerichtet und können diese selbst durch extra verpackte und zusätzlich verplombte Behältnisse erschnüffeln.

Egal um welche zu erriechende Sache es sich nun handelt, die Ausbildung zum Spezialgebiet sieht annähernd gleich aus. Ein Hund wird spielerisch auf einen bestimmten Geruchsträger trainiert, bis er in der Lage ist, nach einem Suchschema gezielt danach zu suchen.

In Ingos Fall wurde Uje auf den Duft von Betäubungsmitteln und Bargeld abgerichtet. In Brandenburg gibt es bisher nur drei Hunde, die dazu ausgebildet sind. In seinen Augen rollen quasi die Eurozeichen, wie auch bei einem von der GEG Berlin-Brandenburg durchgeführten Durchsuchungseinsatz im Mai 2020 in Nauen. Dort erschnüffelte Uje in einem Haus von Geldautomatenknackern unter anderem eine Bargeldsumme in fünfstelliger Höhe, die in einem Kleiderschrank versteckt war.

  • Wussten Sie, dass...?

    Ein Hund kann hundert Mal besser riechen als der Mensch. Er riecht über die Nasenschleimhaut, die bei ihm größer und stärker mit Riechzellen bestückt ist. Somit kann der Hund Duftgemische selektiv wahrnehmen. Als Polizeihund werden nur Vierbeiner genommen, die einen außergewöhnlichen Spiel- und Beutetrieb haben. 

    Anders als beim Haus- und Hofhund, der für gute Taten mit einem Leckerli belohnt wird, möchte der Spürhund mit seinem über alles geliebten Spielzeug belohnt werden. Sein Spielzeug ist ihm also mehr wert als Futter. Futter wäre auch die falsche Belohnung, denn irgendwann ist der Hund satt und ein Erfolg wird aufgrund der fehlenden Motivation schwierig. Spielen möchte ein Hund jedoch unentwegt. Sucht der Hund nach dem gewünschten Gegenstand (Drogen, Bargeld, Sprengstoff, Datenträger) und findet ihn, dann zeigt er es seinem Herrchen/Frauchen an, indem er quasi „einfriert“. Der DHF beobachtet seinen Sprössling beim Vorgehen ganz genau und kann den Hund förmlich lesen. Beim Einfrieren gibt es als Bestätigung ein Klicksignal über einen sogenannten Klicker. Dem Tier wird signalisiert, dass es alles richtiggemacht hat und zur Belohnung bekommt es sein geliebtes Spielzeug. Der Hund scheint förmlich außer sich vor Freude und zottelt mit dem Kaugegenstand, gefolgt von viel Lob durch den DHF durch die Gegend.

    Ein Hund kann hundert Mal besser riechen als der Mensch. Er riecht über die Nasenschleimhaut, die bei ihm größer und stärker mit Riechzellen bestückt ist. Somit kann der Hund Duftgemische selektiv wahrnehmen. Als Polizeihund werden nur Vierbeiner genommen, die einen außergewöhnlichen Spiel- und Beutetrieb haben. 

    Anders als beim Haus- und Hofhund, der für gute Taten mit einem Leckerli belohnt wird, möchte der Spürhund mit seinem über alles geliebten Spielzeug belohnt werden. Sein Spielzeug ist ihm also mehr wert als Futter. Futter wäre auch die falsche Belohnung, denn irgendwann ist der Hund satt und ein Erfolg wird aufgrund der fehlenden Motivation schwierig. Spielen möchte ein Hund jedoch unentwegt. Sucht der Hund nach dem gewünschten Gegenstand (Drogen, Bargeld, Sprengstoff, Datenträger) und findet ihn, dann zeigt er es seinem Herrchen/Frauchen an, indem er quasi „einfriert“. Der DHF beobachtet seinen Sprössling beim Vorgehen ganz genau und kann den Hund förmlich lesen. Beim Einfrieren gibt es als Bestätigung ein Klicksignal über einen sogenannten Klicker. Dem Tier wird signalisiert, dass es alles richtiggemacht hat und zur Belohnung bekommt es sein geliebtes Spielzeug. Der Hund scheint förmlich außer sich vor Freude und zottelt mit dem Kaugegenstand, gefolgt von viel Lob durch den DHF durch die Gegend.

  • Was Diensthunde mit einer speziellen Ausbildung noch lernen können.

    Der Geruch von Drogen, Bargeld oder Datenträgern breitet sich unterschiedlich aus und hat eine unterschiedliche Intensität. Selbst jeder Datenträger, jede Speicherkarte eines anderen Herstellers, riecht anders. Der Hund schafft es jedoch, den abgespeicherten Duft von anderen zu isolieren und zu lokalisieren. So konnte Uje auch den Duft vom Bargeld genau aufnehmen und dieses erfolgreich aufspüren.
    Die Tiere erhalten nahezu dieselbe Ausbildung für ihre jeweilige Spezialisierung, das Schema ist somit immer gleich.

    An diesem Tag des Komplextrainings treffe ich auch auf Kristian Wieczorek. Auch er ist Diensthundeführer der Polizeidirektion Süd für den Bereich Elbe-Elster. Er nimmt zusammen mit seinem Hund Evan (Rufname Ivan) an der dreitägigen Fortbildung teil. Sein Hund scheint sehr verschmust und lässt sich gern krabbeln, im Vergleich zu den anderen Hunden wirkt er nahezu zutraulich. Ich würde es trotzdem nicht mit ihm aufnehmen wollen und bleibe auch diese Mal lieber etwas auf Abstand.

    Erstaunlich ist auch, dass aus Kristians breit grinsendem Mund unzählige positive Worte sprudeln. Man merkt sofort, dass auch er für seinen Beruf lebt.

    Ivan ist ein vier Jahre alter Malinois, also ein Belgischer Schäferhund. Kristian arbeitet seit 2018 als sogenannter „Dackellenker“ und vertritt die Ansicht, dass sein Hund eigenständig arbeiten soll. Er führt ihn beim Suchen nicht an der Leine und lässt ihn zum Großteil allein in seinem Schema vorgehen.

    „Jeder Hund ist anders und als Hundeführer muss ich mein Tier verstehen. Wir müssen uns aufeinander verlassen können, nur dann sind wir ein gutes Team. Ein Hund liest unsere Körpersprache schneller, als wir seine lesen können. Hunde sind Minimalisten und sie brauchen ein großes Triebziel, um sie zu motivieren. Der Spürhund hat beim Suchen gefühlte 40 Grad Fieber und eine maximale körperliche und vor allem psychische Belastung, quasi eine gedankliche Höchstleistung. Für Ivan sind 15 Minuten Schnüffeln anstrengender, als zehn Kilometer joggen.“, so Kristian.

    Ivan fährt total auf sein orangefarbenes Spielzeug ab und würde für eine kurze Spielzeit damit alles suchen.

    Der Vierbeiner ist als Schutzhund, Drogenspürhund und Datenträgerspürhund ausgebildet. Nach der Spezialausbildung, Drogen zu erschnüffeln, haben Ivan und sein Herrchen im Januar 2021 den Speziallehrgang zum Aufspüren von Datenträgern absolviert. Er ist also in der Lage SD-Karten, Speichersticks, Festplatten oder Handys mit Hilfe seiner Nase zu finden. Dies spielt insbesondere bei Durchsuchungsmaßnahmen, wie zum Beispiel bei Wirtschaftsstraftaten oder kinderpornografischen Straftaten eine wichtige Rolle, da hier die beweisrelevanten Daten meist auf Datenträgern gespeichert werden.

    „Man muss allerdings aufpassen, dass man seinen Hund durch die vielseitige Verwendung in verschiedenen Spürrichtungen nicht überfordert. Er wird an mehreren Fronten ausgebildet, der Zeitaufwand dafür ist nicht zu unterschätzen und es ist wichtig, den Punkt zu erkennen, wo man sein Tier überfordert.“, sagt Kristian.

    Ein großer persönlicher Vorteil eines eigenen Datenträgerspürhundes ist, dass Kristian nie wieder nach seinem Handy suchen muss, denn Ivan wird es in jedem Fall finden. In der Regel ist es im polizeilichen Durchsuchungseinsatz so, dass der Datenträgerspürhund in der Nachsuche eingesetzt wird. Das bedeutet, dass die Einsatzkräfte das jeweilige Objekt im Vorfeld bereits durchsucht haben. Ivan hatte zwar in seiner noch recht frischen Verwendung als Datenträgerspürhund noch kein herausragendes Funderlebnis, was aber wiederum auch für die menschlichen Durchsuchungskräfte spricht. Diese haben dann nämlich einen guten Job gemacht, Ivan dient dann als letztendliche Bestätigung.

    Wenn das Such- und Anzeigeverhalten des jeweiligen Hundes in der Ausbildung funktioniert, dann ist es möglich, das Tier innerhalb kurzer Zeit auf neue Stoffeingaben, wie zum Beispiel Datenträger einzustellen. Der Hund weiß ja bereits was er zu tun hat, so dass das Zusatzkonditionieren schnell funktioniert.

    “Ivan merkt sich die einzelnen Gerüche und kombiniert sie in seinem Gehirn, um dann danach zu suchen. Wir Menschen riechen zum Beispiel nur das Schnitzel. Der Hund riecht aber, wo genau es herkommt und findet es.“

    Das klingt alles sehr einfach, doch jedes Tier ist, ähnlich wie der Mensch, verschieden und nicht für jede Spürrichtung geeignet. Umso wichtiger ist es, individuell auf den Vierbeiner einzugehen, denn schließlich sind sie, wie Kristian sagt, „keine Roboter, jeder hat seine Vorlieben.“

    Als Diensthundeführer hat man keinen Feierabend, man ist 24 Stunden im Dienst, da man seinen Hund, also sein Einsatzmittel, mit nach Hause nimmt. Der Vierbeiner lebt auf dem Hof oder sogar im Haus des DHF, es wird dort versorgt, fährt mit in den Urlaub und begleitet einen den ganzen Tag. Er lebt bei der Familie des Hundeführers, also beim Partner und den Kindern. Das ist nicht unbedingt ungefährlich, denn es handelt sich auch nach Dienstende immer noch um einen speziell trainierten Diensthund. Kristian spricht von einem „vollwertigen Familienmitglied, bei dem man die doppelte Sorgfaltspflicht und riesige Verantwortung hat.“

    Ich spreche in diesen Tagen mit insgesamt zehn Diensthundeführern über ihre Arbeit und ich finde es sehr beeindruckend, mit welchem Herzblut sie ihre Arbeit verrichten. Es sind allesamt Hundenarren, Individualisten und Spezialisten, die gern bei der Einsatzbewältigung unterstützen.

    Der Geruch von Drogen, Bargeld oder Datenträgern breitet sich unterschiedlich aus und hat eine unterschiedliche Intensität. Selbst jeder Datenträger, jede Speicherkarte eines anderen Herstellers, riecht anders. Der Hund schafft es jedoch, den abgespeicherten Duft von anderen zu isolieren und zu lokalisieren. So konnte Uje auch den Duft vom Bargeld genau aufnehmen und dieses erfolgreich aufspüren.
    Die Tiere erhalten nahezu dieselbe Ausbildung für ihre jeweilige Spezialisierung, das Schema ist somit immer gleich.

    An diesem Tag des Komplextrainings treffe ich auch auf Kristian Wieczorek. Auch er ist Diensthundeführer der Polizeidirektion Süd für den Bereich Elbe-Elster. Er nimmt zusammen mit seinem Hund Evan (Rufname Ivan) an der dreitägigen Fortbildung teil. Sein Hund scheint sehr verschmust und lässt sich gern krabbeln, im Vergleich zu den anderen Hunden wirkt er nahezu zutraulich. Ich würde es trotzdem nicht mit ihm aufnehmen wollen und bleibe auch diese Mal lieber etwas auf Abstand.

    Erstaunlich ist auch, dass aus Kristians breit grinsendem Mund unzählige positive Worte sprudeln. Man merkt sofort, dass auch er für seinen Beruf lebt.

    Ivan ist ein vier Jahre alter Malinois, also ein Belgischer Schäferhund. Kristian arbeitet seit 2018 als sogenannter „Dackellenker“ und vertritt die Ansicht, dass sein Hund eigenständig arbeiten soll. Er führt ihn beim Suchen nicht an der Leine und lässt ihn zum Großteil allein in seinem Schema vorgehen.

    „Jeder Hund ist anders und als Hundeführer muss ich mein Tier verstehen. Wir müssen uns aufeinander verlassen können, nur dann sind wir ein gutes Team. Ein Hund liest unsere Körpersprache schneller, als wir seine lesen können. Hunde sind Minimalisten und sie brauchen ein großes Triebziel, um sie zu motivieren. Der Spürhund hat beim Suchen gefühlte 40 Grad Fieber und eine maximale körperliche und vor allem psychische Belastung, quasi eine gedankliche Höchstleistung. Für Ivan sind 15 Minuten Schnüffeln anstrengender, als zehn Kilometer joggen.“, so Kristian.

    Ivan fährt total auf sein orangefarbenes Spielzeug ab und würde für eine kurze Spielzeit damit alles suchen.

    Der Vierbeiner ist als Schutzhund, Drogenspürhund und Datenträgerspürhund ausgebildet. Nach der Spezialausbildung, Drogen zu erschnüffeln, haben Ivan und sein Herrchen im Januar 2021 den Speziallehrgang zum Aufspüren von Datenträgern absolviert. Er ist also in der Lage SD-Karten, Speichersticks, Festplatten oder Handys mit Hilfe seiner Nase zu finden. Dies spielt insbesondere bei Durchsuchungsmaßnahmen, wie zum Beispiel bei Wirtschaftsstraftaten oder kinderpornografischen Straftaten eine wichtige Rolle, da hier die beweisrelevanten Daten meist auf Datenträgern gespeichert werden.

    „Man muss allerdings aufpassen, dass man seinen Hund durch die vielseitige Verwendung in verschiedenen Spürrichtungen nicht überfordert. Er wird an mehreren Fronten ausgebildet, der Zeitaufwand dafür ist nicht zu unterschätzen und es ist wichtig, den Punkt zu erkennen, wo man sein Tier überfordert.“, sagt Kristian.

    Ein großer persönlicher Vorteil eines eigenen Datenträgerspürhundes ist, dass Kristian nie wieder nach seinem Handy suchen muss, denn Ivan wird es in jedem Fall finden. In der Regel ist es im polizeilichen Durchsuchungseinsatz so, dass der Datenträgerspürhund in der Nachsuche eingesetzt wird. Das bedeutet, dass die Einsatzkräfte das jeweilige Objekt im Vorfeld bereits durchsucht haben. Ivan hatte zwar in seiner noch recht frischen Verwendung als Datenträgerspürhund noch kein herausragendes Funderlebnis, was aber wiederum auch für die menschlichen Durchsuchungskräfte spricht. Diese haben dann nämlich einen guten Job gemacht, Ivan dient dann als letztendliche Bestätigung.

    Wenn das Such- und Anzeigeverhalten des jeweiligen Hundes in der Ausbildung funktioniert, dann ist es möglich, das Tier innerhalb kurzer Zeit auf neue Stoffeingaben, wie zum Beispiel Datenträger einzustellen. Der Hund weiß ja bereits was er zu tun hat, so dass das Zusatzkonditionieren schnell funktioniert.

    “Ivan merkt sich die einzelnen Gerüche und kombiniert sie in seinem Gehirn, um dann danach zu suchen. Wir Menschen riechen zum Beispiel nur das Schnitzel. Der Hund riecht aber, wo genau es herkommt und findet es.“

    Das klingt alles sehr einfach, doch jedes Tier ist, ähnlich wie der Mensch, verschieden und nicht für jede Spürrichtung geeignet. Umso wichtiger ist es, individuell auf den Vierbeiner einzugehen, denn schließlich sind sie, wie Kristian sagt, „keine Roboter, jeder hat seine Vorlieben.“

    Als Diensthundeführer hat man keinen Feierabend, man ist 24 Stunden im Dienst, da man seinen Hund, also sein Einsatzmittel, mit nach Hause nimmt. Der Vierbeiner lebt auf dem Hof oder sogar im Haus des DHF, es wird dort versorgt, fährt mit in den Urlaub und begleitet einen den ganzen Tag. Er lebt bei der Familie des Hundeführers, also beim Partner und den Kindern. Das ist nicht unbedingt ungefährlich, denn es handelt sich auch nach Dienstende immer noch um einen speziell trainierten Diensthund. Kristian spricht von einem „vollwertigen Familienmitglied, bei dem man die doppelte Sorgfaltspflicht und riesige Verantwortung hat.“

    Ich spreche in diesen Tagen mit insgesamt zehn Diensthundeführern über ihre Arbeit und ich finde es sehr beeindruckend, mit welchem Herzblut sie ihre Arbeit verrichten. Es sind allesamt Hundenarren, Individualisten und Spezialisten, die gern bei der Einsatzbewältigung unterstützen.

  • Was am 3. Juni 2021 passierte.

    „Lauernde Gefahren“ – Hund und Herrchen im Einsatz verletzt

    Als am 3. Juni 2021 Polizeihund „Paul“ und sein DHF Rüdiger Pujan halfen, einen vermissten, demenzkranken und orientierungslosen 79-Jährigen in Königs Wusterhausen suchen, hatten sie eine Begegnung der dritten Art. Der Fährtenspürhund geriet an eine Katze, die ihm nicht wohlgesonnen war und auf Konfrontation ging. Sie biss und kratzte den Hund so stark, dass er nicht mehr dienstfähig war. Der DHF wurde ebenfalls zum Angriffsobjekt des „Raubtieres“ und wurde verletzt. Sowohl Hund als auch Herrchen waren nicht mehr dienstfähig.
    Zur Erklärung: Ein Katzenbiss ist aufgrund der bakteriellen Infektionsgefahr für einen Polizeihund äußerst gefährlich und kann zu dessen Dienstuntauglichkeit führen.

    In diesem Fall lautete es aber: „Ende gut, alles gut.“ Rüdiger Pujan und Paul sind wieder gesund und einsatzbereit. Der vermisste Senior wurde noch am selben Tag wohlbehalten gefunden und seiner Ehefrau übergeben.

    „Lauernde Gefahren“ – Hund und Herrchen im Einsatz verletzt

    Als am 3. Juni 2021 Polizeihund „Paul“ und sein DHF Rüdiger Pujan halfen, einen vermissten, demenzkranken und orientierungslosen 79-Jährigen in Königs Wusterhausen suchen, hatten sie eine Begegnung der dritten Art. Der Fährtenspürhund geriet an eine Katze, die ihm nicht wohlgesonnen war und auf Konfrontation ging. Sie biss und kratzte den Hund so stark, dass er nicht mehr dienstfähig war. Der DHF wurde ebenfalls zum Angriffsobjekt des „Raubtieres“ und wurde verletzt. Sowohl Hund als auch Herrchen waren nicht mehr dienstfähig.
    Zur Erklärung: Ein Katzenbiss ist aufgrund der bakteriellen Infektionsgefahr für einen Polizeihund äußerst gefährlich und kann zu dessen Dienstuntauglichkeit führen.

    In diesem Fall lautete es aber: „Ende gut, alles gut.“ Rüdiger Pujan und Paul sind wieder gesund und einsatzbereit. Der vermisste Senior wurde noch am selben Tag wohlbehalten gefunden und seiner Ehefrau übergeben.

Ines Rosin (PD Süd)

Ines Rosin (PD Süd)

Einblicke in das Training von Schutzhunden

Einblicke in das Training von Schutzhunden

Schutzhundausbildung
© Kathleen Friedrich Photography
Schutzhundausbildung
© Kathleen Friedrich Photography
Suche am Auto
© Kathleen Friedrich Photography
Suche am Auto
© Kathleen Friedrich Photography
Übung auf dem Trainingsparcour
© Kathleen Friedrich Photography
Übung auf dem Trainingsparcour
© Kathleen Friedrich Photography