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„Achtung! Hier ist Einstein mit Kfz-Fahndung ...“

Aus dem Dienstalltag eines Einsatzbearbeiters des Einsatz- und Lagezentrums in Potsdam

Titelmotiv Einsatzlagezentrum Kalenderblatt Januar
© Kathlen Friedrich Photography

Diese Reportage erschien im Mitarbeitermagazin der Polizei Brandenburg, info110, Ausgabe 1/2014.

„Einstein an Alle!“ – Jedem Polizeibeamten sind diese Worte bekannt, doch wer steckt hinter der Stimme am anderen Ende des Funkgerätes und „was machen die da den ganzen Tag“? Ein Einblick in unsere Tätigkeit als Einsatzbearbeiter (EB) in der Leitstelle.

Es ist ein ruhiger Morgen und so habe ich genügend Zeit mich in alle laufenden Einsätze einzulesen. Nur Minuten später ertönt doch das Klingeln eines Notrufes. Die Notrufbearbeitung ist das Herzstück der Arbeit in der Leitstelle, hier kommt der Erstkontakt mit dem Bürger zustande. Es gilt so viele Informationen wie möglich abzufragen. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

Der Bürger, die Bürgerin weiß nicht wo er oder sie ist, kann sich nicht richtig ausdrücken oder gibt Dinge an, die dringend erscheinen und nach genauem Nachfragen nur noch wenig mit einer gefährlichen Situation zu tun haben. Diesmal meldet der Anrufer einen Wildunfall. Ich denke an eine ähnliche Situation vor ein paar Monaten zurück. Auch da saß ich zurückgelehnt in meinem Stuhl und erwartete einen Wildunfall oder Ähnliches. Plötzlich schrie mir eine Person ins Ohr: „Hilfe, hier waren gerade zwei Männer mit Maschinenpistolen in meiner Postfiliale...“. Zunächst war ich selbst wie erstarrt. Bitte was hat er gerade gesagt? Ich setzte mich erst einmal gerade hin und begann dann den Ort, Namen etc. zu erfragen. Nun zählte jede Sekunde, damit die Fahndung noch zu einem Erfolg führen konnte.

Inzwischen blinkt es häufiger auf meinem Bildschirm. Es gehen mehr und mehr Notrufe ein und die Polizeibeamten vor Ort melden über Funk Einsätze ab oder führen Fahndungsabfragen durch. Ich nehme einen von vier gleichzeitig eingehenden Notrufen an und denke mir noch: „Was ist denn jetzt passiert?“ Da höre ich schon einen Kollegen von der A2 sprechen. Auch mein Anrufer teilt den gleichen Sachverhalt mit. Ein LKW hat Ladung verloren, die nun quer auf der Fahrbahn verteilt ist. Mehrfachmeldungen bei Schadensereignissen auf der Autobahn sind keine Seltenheit.

Und der nächste Einsatz wartet schon. Ein Bürger in Ludwigsfelde hat vom Balkon aus gesehen, wie sein eigener PKW losgefahren ist. Ich spreche sofort den nächstgelegenen Funkwagen an und übermittle die Daten des PKW. „Wohin ist der weggefahren?“, rufe ich dem aufnehmenden Kollegen zu, denn er hat den Anrufer noch in der Leitung. Über Funk führe ich eine Fahndungsdurchsage in allen Funkgruppen durch. „Achtung! Hier ist Einstein mit Kfz-Fahndung... Abgangsrichtung Autobahn“.  Ein Funkwagen steht günstig und stellt sich an der nächsten Anschlussstelle auf. Weiter östlich positionieren sich die Kräfte der BAB-Ost. Der Einsatzkoordinator stellt das Fahrzeug zwischenzeitlich zur Eilfahndung ein. Bisher hat keiner das Fahrzeug festgestellt. Die Minuten vergehen ohne ein „Lebenszeichen“. Plötzlich ruft der Einsatzkoordinator „Treffer“. Das offenbar gestohlene Fahrzeug hat die beiden Funkwagen tatsächlich bereits passiert. Ich entsende weitere Kräfte. Mein Kollege neben mir verständigt zwischenzeitlich die Bundespolizei in Frankfurt (Oder) und das Gemeinsame Zentrum in Swiecko, so ist auch die polnische Polizei im Bilde. Endlich höre ich den ersehnten Funkspruch, das Fahrzeug wurde durch Kräfte der PD Ost aufgenommen.

Es missachtet jedoch jedes Haltezeichen und fährt weiter in Richtung Frankfurt (Oder). Augenblicklich verständigt der Leiter vom Dienst die Hubschrauberstaffel. 20 Minuten später kann der Fahrer abseits der BAB in einem Waldstück festgenommen werden. Ich freue mich über den gelungenen Einsatz. So etwas erleben wir schließlich alle nicht jeden Tag.

Die folgenden Einsätze sind dann weniger spektakulär, Verkehrsunfälle mit Sachschäden, Ladendiebstähle und Ähnliches sind abzuarbeiten. Allmählich nähert sich der Feierabend.
Ich muss die Einsätze noch mal durchgehen und meinen Bildschirm „aufräumen“, damit ich den Arbeitsplatz an meinen Nachfolger übergeben kann. Es sind noch ein paar Einsätze übrig, die durch mich bearbeitet werden müssen. Am Ende des Arbeitstages wird mir noch ein Einsatz überstellt. Ein PKW wurde gestohlen. Diesmal ist es aber nicht gegenwärtig. Ich gebe meine letzte Fahndung über Funk heraus „Achtung! Hier ist Einstein mit Kfz-Fahndung ... für alle ohne Quittung. Ende.“

Die Bilder für unseren Kalender entstanden im Februar 2023, während im Einsatz- und Lagezentrum ein Amokalarm an einer Potsdamer Schule einging. Einen kurzen Bericht hierzu finden Sie im Mitarbeitermagazin der Brandenburger Polizei, info110.

Torsten Rothe

Titelmotiv Einsatzlagezentrum Kalenderblatt Januar
© Kathlen Friedrich Photography

Diese Reportage erschien im Mitarbeitermagazin der Polizei Brandenburg, info110, Ausgabe 1/2014.

„Einstein an Alle!“ – Jedem Polizeibeamten sind diese Worte bekannt, doch wer steckt hinter der Stimme am anderen Ende des Funkgerätes und „was machen die da den ganzen Tag“? Ein Einblick in unsere Tätigkeit als Einsatzbearbeiter (EB) in der Leitstelle.

Es ist ein ruhiger Morgen und so habe ich genügend Zeit mich in alle laufenden Einsätze einzulesen. Nur Minuten später ertönt doch das Klingeln eines Notrufes. Die Notrufbearbeitung ist das Herzstück der Arbeit in der Leitstelle, hier kommt der Erstkontakt mit dem Bürger zustande. Es gilt so viele Informationen wie möglich abzufragen. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

Der Bürger, die Bürgerin weiß nicht wo er oder sie ist, kann sich nicht richtig ausdrücken oder gibt Dinge an, die dringend erscheinen und nach genauem Nachfragen nur noch wenig mit einer gefährlichen Situation zu tun haben. Diesmal meldet der Anrufer einen Wildunfall. Ich denke an eine ähnliche Situation vor ein paar Monaten zurück. Auch da saß ich zurückgelehnt in meinem Stuhl und erwartete einen Wildunfall oder Ähnliches. Plötzlich schrie mir eine Person ins Ohr: „Hilfe, hier waren gerade zwei Männer mit Maschinenpistolen in meiner Postfiliale...“. Zunächst war ich selbst wie erstarrt. Bitte was hat er gerade gesagt? Ich setzte mich erst einmal gerade hin und begann dann den Ort, Namen etc. zu erfragen. Nun zählte jede Sekunde, damit die Fahndung noch zu einem Erfolg führen konnte.

Inzwischen blinkt es häufiger auf meinem Bildschirm. Es gehen mehr und mehr Notrufe ein und die Polizeibeamten vor Ort melden über Funk Einsätze ab oder führen Fahndungsabfragen durch. Ich nehme einen von vier gleichzeitig eingehenden Notrufen an und denke mir noch: „Was ist denn jetzt passiert?“ Da höre ich schon einen Kollegen von der A2 sprechen. Auch mein Anrufer teilt den gleichen Sachverhalt mit. Ein LKW hat Ladung verloren, die nun quer auf der Fahrbahn verteilt ist. Mehrfachmeldungen bei Schadensereignissen auf der Autobahn sind keine Seltenheit.

Und der nächste Einsatz wartet schon. Ein Bürger in Ludwigsfelde hat vom Balkon aus gesehen, wie sein eigener PKW losgefahren ist. Ich spreche sofort den nächstgelegenen Funkwagen an und übermittle die Daten des PKW. „Wohin ist der weggefahren?“, rufe ich dem aufnehmenden Kollegen zu, denn er hat den Anrufer noch in der Leitung. Über Funk führe ich eine Fahndungsdurchsage in allen Funkgruppen durch. „Achtung! Hier ist Einstein mit Kfz-Fahndung... Abgangsrichtung Autobahn“.  Ein Funkwagen steht günstig und stellt sich an der nächsten Anschlussstelle auf. Weiter östlich positionieren sich die Kräfte der BAB-Ost. Der Einsatzkoordinator stellt das Fahrzeug zwischenzeitlich zur Eilfahndung ein. Bisher hat keiner das Fahrzeug festgestellt. Die Minuten vergehen ohne ein „Lebenszeichen“. Plötzlich ruft der Einsatzkoordinator „Treffer“. Das offenbar gestohlene Fahrzeug hat die beiden Funkwagen tatsächlich bereits passiert. Ich entsende weitere Kräfte. Mein Kollege neben mir verständigt zwischenzeitlich die Bundespolizei in Frankfurt (Oder) und das Gemeinsame Zentrum in Swiecko, so ist auch die polnische Polizei im Bilde. Endlich höre ich den ersehnten Funkspruch, das Fahrzeug wurde durch Kräfte der PD Ost aufgenommen.

Es missachtet jedoch jedes Haltezeichen und fährt weiter in Richtung Frankfurt (Oder). Augenblicklich verständigt der Leiter vom Dienst die Hubschrauberstaffel. 20 Minuten später kann der Fahrer abseits der BAB in einem Waldstück festgenommen werden. Ich freue mich über den gelungenen Einsatz. So etwas erleben wir schließlich alle nicht jeden Tag.

Die folgenden Einsätze sind dann weniger spektakulär, Verkehrsunfälle mit Sachschäden, Ladendiebstähle und Ähnliches sind abzuarbeiten. Allmählich nähert sich der Feierabend.
Ich muss die Einsätze noch mal durchgehen und meinen Bildschirm „aufräumen“, damit ich den Arbeitsplatz an meinen Nachfolger übergeben kann. Es sind noch ein paar Einsätze übrig, die durch mich bearbeitet werden müssen. Am Ende des Arbeitstages wird mir noch ein Einsatz überstellt. Ein PKW wurde gestohlen. Diesmal ist es aber nicht gegenwärtig. Ich gebe meine letzte Fahndung über Funk heraus „Achtung! Hier ist Einstein mit Kfz-Fahndung ... für alle ohne Quittung. Ende.“

Die Bilder für unseren Kalender entstanden im Februar 2023, während im Einsatz- und Lagezentrum ein Amokalarm an einer Potsdamer Schule einging. Einen kurzen Bericht hierzu finden Sie im Mitarbeitermagazin der Brandenburger Polizei, info110.

Torsten Rothe

Einblicke in die Einsatzzentrale

Einblicke in die Einsatzzentrale

Blick in die Einsatzzentrale
© Kathleen Friedrich Photography
Blick in die Einsatzzentrale
© Kathleen Friedrich Photography
Kollegen im Gespräch
© Kathleen Friedrich Photography
Kollegen im Gespräch
© Kathleen Friedrich Photography
Anruf in der Einsatzzentrale
© Kathleen Friedrich Photography
Anruf in der Einsatzzentrale
© Kathleen Friedrich Photography