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Rede anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des ENT

Foto von Minister Stübgen am Rednerpult im Plenarsaal
© MIK
Foto von Minister Stübgen am Rednerpult im Plenarsaal
© MIK

Michael Stübgen
Minister des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg

[es gilt das gesprochene Wort ]

Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
liebe Polizistinnen und Polizisten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,
liebe Rettungskräfte,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich bitte Sie, sich einmal die folgende Situation vorzustellen:

Sie sind Polizist und werden zu einem Einsatz gerufen. Vor Ort stellt sich heraus, dass ein Kind Opfer eines grausamen Sexualverbrechens wurde.

Oder:
Als Kamerad der Feuerwehr rücken Sie nachts zu einem Unfall auf der nahegelegenen Bundesstraße aus. Ein PKW, in dem eine Familie gerade vom Urlaub zurückkam, wurde von einem LKW regelrecht zerteilt. Leichenteile liegen über die Fahrbahn verstreut.

Oder:
Sie sind Sanitäter und werden gerufen, um eine Person zu behandeln, die sich auf den Bahngleisen umbringen wollte, aber schwer verstümmelt überlebt hat.

Egal ob beim Sexualverbrechen, dem Unfall oder dem versuchten Suizid: Sie sehen. Sie hören. Sie riechen. Sie nehmen die Situation vor Ort mit allen Sinnen wahr. Aber Sie funktionieren, weil es Ihr Job ist.

Aber zu Hause, nach einigen Stunden, Tagen oder vielleicht manchmal erst Wochen, merken Sie, dass Sie die Bilder, die Geräusche oder die Gerüche bis in den Schlaf verfolgen.

Sie beginnen im Privatleben den Einsatzort zu vermeiden. Jedes Mal, wenn Sie ausrücken, fragen Sie sich, welchen Bildern, Gerüchen und Geräuschen sie diesmal ausgesetzt sind.

Das, was ich hier nur grob und in Umrissen skizziert habe, passiert vielen Einsatzkräften bei der Ausübung ihrer Pflicht. Und es macht etwas mit Ihnen. Das ist normal. Das ist menschlich.

Genau deshalb ist es wichtig, dass Einsatzkräfte Ansprechpartner haben, mit denen sie auf Augenhöhe über das reden können, was passiert ist. Ansprechpartner, die vielleicht selbst einmal ähnliche Situationen erlebt haben.
Das Einsatz-Nachsorge-Team leistet im Land Brandenburg genau das. Seine Mitglieder sind wichtige Ansprechpartner für diejenigen, die sich für andere einsetzen und dabei selbst in Situationen gerade, die ihre Gesundheit, ihre psychische Gesundheit gefährden.

Ich weiß, dass es oft Vorbehalte dagegen gibt, sich Hilfe zu suchen. Viele denken, dies würde bedeuten, Schwäche zu zeigen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Wer sich Hilfe sucht, wenn er sie braucht, beweist Stärke. Er beweist, dass er die eigenen Kräfte einschätzen kann.

Das machen unsere Einsatzkräfte ja auch in Ihrem Berufsalltag: Sie stürmen nicht allein in brennende Häuser und sie begeben sich nicht allein in Schusswechsel oder andere unübersichtliche Situationen. Sie vertrauen auf ihre Kameraden und Kollegen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Einsatz-Nachsorge-Team existiert in Brandenburg seit 25 Jahren. In dieser Zeit haben dessen Mitglieder unzähligen Polizisten, Feuerwehrkameraden und Sanitätern dabei geholfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Und sie tragen auf diese Weise dazu bei, dass unsere Helfer in der Not einsatzfähig bleiben. Denn es ist nun mal die Realität, dass Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter einem höheren Risiko als andere Berufsgruppen ausgesetzt sind, an PTBS, Sucht oder Depressionen zu erkranken.

In dem das Einsatz-Nachsorge-Team Einsätze begleitet, oder im Anschluss an sie als erste Ansprechpartner zur Verfügung stehen, signalisieren sie den Einsatzkräften: Ihr seid nicht allein.
Und: Das, was Du jetzt fühlst oder die Art und Weise wie Dein Körper reagiert, ist normal.

Schließlich können sie, wenn es notwendig ist, auch an Therapeuten und Psychologen weitervermitteln. Denn nochmal: Es ist keine Schande sich helfen zu lassen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich danke all denjenigen, die sich in der Einsatznachsorge engagieren. Denn auch Ihr Job ist nicht leicht. Auch Sie hören Dinge, die Sie belasten. Sie übernehmen Verantwortung und Sie kümmern sich um Ihre Kollegen und Kameraden.

Aber auch für Sie ist die Konfrontation mit Extremsituationen, auch, wenn Sie diese nicht selbst durchlebt haben, belastend. Deshalb verdient Ihr Engagement meinen allergrößten Respekt.
Es zeugt von wahrer menschlicher Größe sich für andere einzusetzen und dabei in Kauf zu nehmen, dass man selbst mit Vorkommnissen konfrontiert wird, die potentiell dazu geeignet sind, einem selbst den Schlaf zu rauben. Denn auch Verletzungen der Psyche sind Verletzungen, von denen sich die Betroffenen und diejenigen, die an deren Behandlung mitwirken, manchmal nur sehr schlecht und sehr langsam erholen.

Dass Sie heute hier in diesem Rahmen für Ihre Arbeit geehrt werden ist ein Zeichen für die große Wertschätzung, die Ihnen das Land entgegenbringt.
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen aller Einsatzkräfte, die sich auf Sie verlassen können!

Michael Stübgen
Minister des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg

[es gilt das gesprochene Wort ]

Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
liebe Polizistinnen und Polizisten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,
liebe Rettungskräfte,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich bitte Sie, sich einmal die folgende Situation vorzustellen:

Sie sind Polizist und werden zu einem Einsatz gerufen. Vor Ort stellt sich heraus, dass ein Kind Opfer eines grausamen Sexualverbrechens wurde.

Oder:
Als Kamerad der Feuerwehr rücken Sie nachts zu einem Unfall auf der nahegelegenen Bundesstraße aus. Ein PKW, in dem eine Familie gerade vom Urlaub zurückkam, wurde von einem LKW regelrecht zerteilt. Leichenteile liegen über die Fahrbahn verstreut.

Oder:
Sie sind Sanitäter und werden gerufen, um eine Person zu behandeln, die sich auf den Bahngleisen umbringen wollte, aber schwer verstümmelt überlebt hat.

Egal ob beim Sexualverbrechen, dem Unfall oder dem versuchten Suizid: Sie sehen. Sie hören. Sie riechen. Sie nehmen die Situation vor Ort mit allen Sinnen wahr. Aber Sie funktionieren, weil es Ihr Job ist.

Aber zu Hause, nach einigen Stunden, Tagen oder vielleicht manchmal erst Wochen, merken Sie, dass Sie die Bilder, die Geräusche oder die Gerüche bis in den Schlaf verfolgen.

Sie beginnen im Privatleben den Einsatzort zu vermeiden. Jedes Mal, wenn Sie ausrücken, fragen Sie sich, welchen Bildern, Gerüchen und Geräuschen sie diesmal ausgesetzt sind.

Das, was ich hier nur grob und in Umrissen skizziert habe, passiert vielen Einsatzkräften bei der Ausübung ihrer Pflicht. Und es macht etwas mit Ihnen. Das ist normal. Das ist menschlich.

Genau deshalb ist es wichtig, dass Einsatzkräfte Ansprechpartner haben, mit denen sie auf Augenhöhe über das reden können, was passiert ist. Ansprechpartner, die vielleicht selbst einmal ähnliche Situationen erlebt haben.
Das Einsatz-Nachsorge-Team leistet im Land Brandenburg genau das. Seine Mitglieder sind wichtige Ansprechpartner für diejenigen, die sich für andere einsetzen und dabei selbst in Situationen gerade, die ihre Gesundheit, ihre psychische Gesundheit gefährden.

Ich weiß, dass es oft Vorbehalte dagegen gibt, sich Hilfe zu suchen. Viele denken, dies würde bedeuten, Schwäche zu zeigen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Wer sich Hilfe sucht, wenn er sie braucht, beweist Stärke. Er beweist, dass er die eigenen Kräfte einschätzen kann.

Das machen unsere Einsatzkräfte ja auch in Ihrem Berufsalltag: Sie stürmen nicht allein in brennende Häuser und sie begeben sich nicht allein in Schusswechsel oder andere unübersichtliche Situationen. Sie vertrauen auf ihre Kameraden und Kollegen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Einsatz-Nachsorge-Team existiert in Brandenburg seit 25 Jahren. In dieser Zeit haben dessen Mitglieder unzähligen Polizisten, Feuerwehrkameraden und Sanitätern dabei geholfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Und sie tragen auf diese Weise dazu bei, dass unsere Helfer in der Not einsatzfähig bleiben. Denn es ist nun mal die Realität, dass Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter einem höheren Risiko als andere Berufsgruppen ausgesetzt sind, an PTBS, Sucht oder Depressionen zu erkranken.

In dem das Einsatz-Nachsorge-Team Einsätze begleitet, oder im Anschluss an sie als erste Ansprechpartner zur Verfügung stehen, signalisieren sie den Einsatzkräften: Ihr seid nicht allein.
Und: Das, was Du jetzt fühlst oder die Art und Weise wie Dein Körper reagiert, ist normal.

Schließlich können sie, wenn es notwendig ist, auch an Therapeuten und Psychologen weitervermitteln. Denn nochmal: Es ist keine Schande sich helfen zu lassen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich danke all denjenigen, die sich in der Einsatznachsorge engagieren. Denn auch Ihr Job ist nicht leicht. Auch Sie hören Dinge, die Sie belasten. Sie übernehmen Verantwortung und Sie kümmern sich um Ihre Kollegen und Kameraden.

Aber auch für Sie ist die Konfrontation mit Extremsituationen, auch, wenn Sie diese nicht selbst durchlebt haben, belastend. Deshalb verdient Ihr Engagement meinen allergrößten Respekt.
Es zeugt von wahrer menschlicher Größe sich für andere einzusetzen und dabei in Kauf zu nehmen, dass man selbst mit Vorkommnissen konfrontiert wird, die potentiell dazu geeignet sind, einem selbst den Schlaf zu rauben. Denn auch Verletzungen der Psyche sind Verletzungen, von denen sich die Betroffenen und diejenigen, die an deren Behandlung mitwirken, manchmal nur sehr schlecht und sehr langsam erholen.

Dass Sie heute hier in diesem Rahmen für Ihre Arbeit geehrt werden ist ein Zeichen für die große Wertschätzung, die Ihnen das Land entgegenbringt.
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen aller Einsatzkräfte, die sich auf Sie verlassen können!