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Weniger Tote und Verletzte auf Brandenburgs Straßen

127 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet und 10.026 Personen verletzt / Überhöhte Geschwindigkeit häufiger Hauptunfallursache als 2020

- Erschienen am 21.02.2022 - Pressemitteilung Gemeinsame Pressemitteilung MIL und MIK

Potsdam - Auf Brandenburgs Straßen sind vergangenes Jahr weniger Menschen bei Verkehrsunfällen verunglückt. So sank die Zahl der Verletzten um 135 auf 10.026 Menschen und damit auf den niedrigsten Wert seit Gründung des Landes. 127 Menschen kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 13 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Verkehrsunfälle erhöhte sich im vergangenen Jahr geringfügig um 411 auf 72.304 Verkehrsunfälle. Das geht aus der vorläufigen Verkehrsunfallbilanz hervor, wie das Innenministerium heute in Potsdam mitteilte.

Innenminister Michael Stübgen: „Seit Bestehen des Landes Brandenburg gab es noch nie so wenig Verletzte bei Verkehrsunfällen wie im vergangenen Jahr. Daher bestimmen erneut weniger Verletzte und erfreulicherweise auch wieder weniger Tote die Verkehrsunfallbilanz 2021. Der im vergangenen Jahr verzeichnete Anstieg hat sich glücklicherweise umgekehrt. Die insgesamt positive Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen: Corona hat auch im vergangenen Jahr die Entwicklung auf Brandenburgs Straßen stark beeinflusst. Die Pandemie und ihre Folgen wie Lockdown, Homeoffice und Onlineunterricht haben das Unfallgeschehen deutlich geprägt.“

Verkehrsminister Guido Beermann: „Wir sehen 2022 erneut deutliche Effekte der Corona-Pandemie auf das Unfallgeschehen. Dennoch ist die Entwicklung über einen längeren Zeitraum positiv. Um diesen Trend weiter zu verstetigen, führen wir unsere Verkehrssicherheitsmaßnahmen wie die Schul- und Spielwegesicherung oder die Förderung von Abbiegeassistenten weiter fort. In diesem Jahr begehen wir außerdem das 25-jährige Jubiläum unserer Verkehrssicherheitskampagne „Lieber sicher. Lieber Leben“ mit vielen zusätzlichen Aktionen. Diese Anstrengungen und Investitionen haben aber ihre Grenzen dort, wo der Verantwortungsbereich eines jeden Verkehrsteilnehmenden beginnt. Deshalb bitte ich darum: Halten Sie sich an die Regeln, seien Sie vorsichtig und vor allem: Nehmen Sie Rücksicht.“

Polizeipräsident Oliver Stepien: „Mit Blick auf die Ursachen der Verkehrsunfälle stelle ich fest, dass insbesondere Raserei, Unachtsamkeit, aber auch Rücksichtslosigkeit, gepaart mit einer Überschätzung der eigenen fahrerischen Fähigkeiten, regelmäßig zu Unfällen mit schwerwiegenden Folgen führen. Neben der Sanktionierung von Verstößen und der Präventionsarbeit durch die Polizei sowie unserer Partner der Verkehrssicherheitsarbeit, sind daher insbesondere die Verkehrsteilnehmenden selbst gefordert, durch rücksichtsvolles und auf die jeweiligen Verkehrsbedingungen angepasstes Verhalten für die eigene und die Sicherheit Anderer zu sorgen. Rücksichtnahme rettet Leben!“

Verkehrsaufkommen im Jahr 2021 in Brandenburg

Wesentliche Daten des Unfallgeschehens 2021 (in Klammern Zahlen aus 2020 und Veränderung gegenüber Vorjahr)

Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im vergangenen Jahr nach der vorläufigen Bilanz (Stand 14.01.2022) mit 72.304 Unfällen geringfügig gestiegen (71.893 Unfälle; +0,6 %). Dabei wurden 10.026 Menschen verletzt (10.161 Menschen; -1,3 %). 127 Menschen sind bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen (140 Verkehrsunfalltote; -9,3 %).

Die häufigste Unfallursache ist das Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes mit 6.959 Unfällen (6.907 Unfälle; +0,8 %), gefolgt von den Unfallursachen Geschwindigkeit mit 5.332 Unfällen (4.611 Unfälle; +15,6 %) und Vorfahrt mit 4.362 Unfällen (4.462 Unfällen; -2,2 %), Alkohol mit 1.051 Unfällen (1.163 Unfälle; -9,6 %) und Dro gen mit 205 Unfällen (186 Unfälle; +10,2 %).

Trotz eines Rückgangs erhöhte sich der Anteil Geschwindigkeit als Unfallursache bei Verkehrsunfalltoten weiter: Lag der Wert 2020 bei 45,7 %, so stieg er im vergangenen Jahr auf 48,0 %. Fast jeder zweite Verkehrsunfalltote kam also 2021 wegen überhöhter Geschwindigkeit ums Leben.

1.454 Verkehrsunfälle endeten mit einem Aufprall an Bäumen (1.157 Unfälle; +25,7 %), davon 620 Unfälle (543 Unfälle; +14,2 %) mit Personenschaden. Insgesamt wurden 741 Personen verletzt (680 Personen; +9,0 %) und 54 Personen (34 Personen; +58,8 %) getötet. Damit starben 42,5 % aller Verkehrsunfalltoten des Jahres 2021 bei Baumunfällen.

Betrachtet man die Verkehrsunfälle nach den Örtlichkeiten, dann wurden im vergangenen Jahr innerorts 47.288 Unfälle registriert (46.923 Unfälle: +0,8 %). Außerorts waren es 18.864 Unfälle (19.520 Unfälle; -3,4 %) und auf den Bundesautobahnen 6.152 Unfälle (5.450 Unfälle; +12,9 %). 80 Menschen starben dabei auf Landstraßen (79), 28 Verkehrsteilnehmende innerhalb geschlossener Ortschaften (40) und 19 auf Bundesautobahnen (21). Verletzt wurden innerhalb geschlossener Ortschaften 6.253 Menschen (6.586; -5,1 %), auf Landstraßen 2.664 Menschen (2.632; +1,2 %) und auf Bundesautobahnen 1.109 Menschen (943; +17,6 %).

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern ist auf 681 Unfälle gesunken (720 Unfälle; -5,4 %). Bei diesen Unfällen verunglückten insgesamt 868 Kinder (886 Kinder; - 2,0 %), davon 375 Kinder als Mitfahrer (381 Kinder; -1,6 %). Wie im Vorjahr starben zwei Kinder im Straßenverkehr, 866 Kinder wurden verletzt (884 Kinder; - 2 %).

Junge Erwachsene (18 bis einschließlich 24 Jahre) verursachten 6.521 Verkehrsunfälle (6.009 Unfälle; +8,5 %), Dabei stieg die Zahl der Unfälle mit Personenschaden auf 895 Unfälle (845 Unfälle; +5,9 %). Die Zahl der Getöteten sank auf acht (20 Getötete; -60,0 %), die Zahl der Verletzten stieg auf 1.229 (1.166 Verletzte; +5,4 %).

Unfälle mit Seniorinnen und Senioren (Altersgruppe 65+) sind auf 16.261 gesunken (16.294 Unfälle; -0,2 %). 71,8 % oder 11.681 dieser Unfälle wurden durch Seniorinnen und Senioren selbst verursacht. Das sind geringfügig mehr Unfälle als im Jahr zuvor (11.677 Unfälle). 45 Menschen in dieser Altersgruppe wurden getötet (52 Senioren; -13,5 %). 1.716 Personen über 65 Jahre wurden verletzt (1.790 Verletzte; -4,1 %).

Unfälle mit Radfahrerinnen und Radfahrern sind auf 3.618 Unfälle zurückgegangen (3.969 Unfälle; -8,8 %). 1.855 Fahrradunfälle, also mehr als die Hälfte, wurden durch Fahrradfahrer selbst verursacht. Unter Beteiligung von Fahrradfahrern wurden 2.816 Personenschadensunfälle (3.114; -9,6 %) polizeilich erfasst, bei denen 2.851 Fahrradfahrer verletzt (3.113 Verletzte; -8,4 %) und 18 getötet wurden (25 Getötete; -28,0 %).

Unfälle mit Motorradfahrenden sind auf 1.149 gesunken (1.273 Unfälle; -9,7 %). 58,2 % oder 669 Verkehrsunfälle wurden durch Motorradfahrer selbst verursacht. Insgesamt wurden 686 Personenschadensunfälle registriert (800 Unfälle; -14,3 %). Die Zahl der getöteten Motorradfahrer sank auf 15 Todesopfer (23 Getötete; -34,8 %). Zwölf der 15 getöteten Motorradfahrer starben bei selbst verursachten Unfällen.

Die Beteiligung des Güterverkehrs an Verkehrsunfällen ist mit insgesamt 11.439 Unfällen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (10.786 Unfälle; +6,1 %). Die Zahl der Personenschadensunfälle ist auf 855 Unfälle angewachsen (780 Unfälle; +9,6 %). Die Zahl der Getöteten stieg ebenfalls auf 31 (30 Getötete; +3,3 %).

Mehr als jeder zweite Verkehrsunfall auf den Bundesautobahnen ereignete sich unter Beteiligung eines Güterkraftfahrzeugs. Auf den Autobahnen wurden 2.439 Verkehrsunfälle mit Güterkraftfahrzeugen registriert (2.016 Unfälle; +21,0 %). Dabei wurden 259 Personenschadensunfälle erfasst (186 Unfälle; +39,2 %). Die Zahl der Getöteten unter Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen auf Bundesautobahnen ist auf 15 (13 Getötete; +15,4 %) gestiegen. Damit sind 79 % der Getöteten auf Bundesautobahnen durch Unfälle mit Güterkraftfahrzeugen zu verzeichnen.

Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit

Neben der Landeskampagne „Lieber sicher. Lieber leben.“ und der Unterstützung der wichtigen Akteure im Bereich der Verkehrssicherheit wie zum Beispiel der Landesverkehrswacht und dem Netzwerk Verkehrssicherheit investiert das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) auch in Infrastrukturmaßnahmen, welche die Sicherheit auf Brandenburgs Straßen und Radwegen erhöhen.

Im Programm zur Schul- und Spielwegesicherung, das es seit 1992 gibt, hat das MIL erstmals die Mittel von 450.000 auf 600.000 Euro erhöht. Durch weitere Förderungen konnten 2021 sogar 850.000 Euro in sichere Schul- und Spielwege investiert werden. Gefördert wurden damit zum Beispiel vier Querungshilfen, fünf Gehwege, Beleuchtungsmaßnahmen und sechs Bushaltestellen unter anderem in Oberaue, Königs Wusterhausen und Potsdam.

Auf Brandenburgs Straßen hat das MIL rund 2,3 Millionen Euro in 30 Kilometer neu errichtete Schutzplanken investiert. Zudem ist die Radwegeinfrastruktur weiter ausgebaut worden. Rund 40 Kilometer neue Radwege an Landes- und Bundesstraßen sind 2021 fertiggestellt worden. Für Neubau, Ausbau und Erhalt von Radwegen an Bundes- und Landesstraßen standen 2021 rund 20 Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung.

Außerdem hat das MIL 2021 eine Förderung für Abbiegeassistenzsysteme für LKW, Busse und Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen auf den Weg gebracht. Diese unterstützen Fahrzeugführerinnen und -führer, indem sie per akustischem oder optischem Signal vor einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmenden beim Rechtsabbiegen warnen. Dafür standen 2021 rund 250.000 Euro an Landesmitteln zur Verfügung.

Die vom MIL und MIK 2021 initiierte Verkehrssicherheitstagung “Sichere Mobilität älterer Menschen“ hat zudem durch die hybride Form bundeweites Publikum erreicht und einen breiten Diskussionsprozess angestoßen zur Mobilität im Flächenland, nicht vor dem Hintergrund von Beschränkungen, sondern mit dem Ziel, die Mobilität von älteren Menschen zu erhalten und zu gewährleisten.