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Keine Zeit zu verlieren

Aus dem Alltag eines Athleten der Sportfördergruppe

Titelmotiv Sportfördergruppe Kalenderblatt Juli
© Kathlen Friedrich Photography

Diese Reportage erschien im Mitarbeitermagazin der Polizei Brandenburg, info110, Ausgabe 2/2022.

In dem Moment, wo beide Hände die Wand berühren, wird die Zeit gestoppt. Je nach Wettkampf hat Brustschwimmer Melvin Imoudu dann 100 oder 50 Meter in Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt. Viel Zeit, um noch im Wasser rumzudümpeln, bleibt dem 22-Jährigen aber nicht. Der Leistungssportler ist gleichzeitig auch Polizeianwärter, studiert um künftig im gehobenen Polizeidienst in Brandenburg zu arbeiten. Er versucht, Ausbildung und Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Unterstützung erhält er durch die Sportfördergruppe der Landespolizei, zu der er seit zwei Jahren gehört.

Denn Spitzensportlern wie Melvin Imoudu bietet die Polizei Brandenburg die Möglichkeit, parallel zu Training und Wettkämpfen, ein Bachelor-Studium zum Polizeikommissar bzw. zur Polizeikommissarin zu absolvieren. Und das seit zehn Jahren. Damals hatten sich die Partner der Kooperationsvereinbarung, also das Innenministerium, das Sportministerium, der Olympiastützpunkt und der Landessportbund Brandenburg zum Ziel gesetzt, eine weitere Säule der Spitzensportförderung zu etablieren. Neben den Sportfördergruppen auf Bundesebene bei Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll solle auch ein Pendant bei der Landespolizei geschaffen werden. Athletinnen und Athleten werde dadurch während der Spitzensportkarriere ein Hochschulstudium mit finanzieller Absicherung und einer beruflichen Perspektive im Landesdienst ermöglicht, heißt es in der Kooperationsvereinbarung.

Für den Schwimmer Melvin Imoudu bedeutet diese duale Karriere in erster Linie mehr Zeit – zumindest für das Studium. „Ich bin ganz normal Polizeianwärter, bloß dass wir das Studium strecken auf fünf Jahre anstatt drei“, erklärt er. Also nicht halb Polizist und halb Student, sondern vielmehr eine Verbindung von beidem, wo darauf geachtet werde, dass nichts hintenanstehe. „Wir haben Uni meist von Montag bis Mittwoch, ausnahmsweise auch mal donnerstags oder freitags, wenn wir zum Schießen gehen“, sagt Imoudu weiter. Hinzu kommt dann sechs Mal pro Woche Training – im Schwimmbecken, im Kraftraum oder auch beim Cross fit mit anderen Leistungssportlern. Da sei zwar relativ anstrengend, passe aber vor allem durch die Streckung der Studieninhalte sehr gut. Und außerdem werde durch die Koordinatoren darauf geachtet, dass die Studierenden verpasste Inhalte zeitnah nachholen.

In der vergangenen Saison habe er viel im Themengebiet Einsatzlehre durch Wettkämpfe und Trainingslager verpasst, erzählt der 22-Jährige. Da wurde danach aber gemeinsam überlegt, wie das nachgeholt werden könne. Und was ist mit der klassischen Studierendenzeit – Partys bis ins Morgengrauen, Vorlesungen erst ab Mittag und abends in die nächste Bar? „Studentenleben gibt es auch“, sagt Melvin Imoudu mit einem verschmitzten Lächeln. Allerdings nicht in der Art wie bei denen, die nur studieren und parallel keine Leistungssportkarriere forcieren.  

Trotz dessen habe er keine Angst etwas zu verpassen. „Ich kenne es ja nicht anders“, sagt er. Sport auf hohem Leistungsniveau ist dem 22-Jährigen seit der Kindheit bekannt und auch der Verzicht, der damit manchmal einhergeht. Mit sieben Jahren habe ihn der Opa zum Schwimmen gebracht, dabei ist er bis heute geblieben. „Das coole am Schwimmen sind die Wettkämpfe, sich mit anderen zu messen. Und dann zu sehen, was man selber geschafft hat“, erzählt er. Vor allem die Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Budapest sei ein bisheriger Höhepunkt seiner noch jungen Karriere. So erlebe er durch seinen Sport mehr als manch anderer.

Gemeinsam mit Melvin Imoudu haben Leichtathleten, Judokas, Kanuten, Boxer und Bob-Sportler in der Sportfördergruppe angefangen. Größtenteils kennen sich die Athleten schon aus ihrer Schulzeit. Außer die Boxer, sagt der 22-Jährige, die haben ja in Frankfurt/ Oder trainiert. Um die Verbindung zwischen Sport und Studium zu optimieren, findet der Großteil der theoretischen Ausbildung auf dem Gelände des Luftschiffhafens in Potsdam statt. Dort sind extra Räume eingerichtet, seit der Corona-Pandemie findet ein Großteil des Unterrichts digital statt.

Alle zwei Jahre können zehn Brandenburgische Athletinnen und Athleten, die dem Bundeskader in einer Olympischen Sportart angehören und ein Erststartrecht bei einem Brandenburgischen Verein besitzen, ihre duale Karriere beginnen. Für Melvin Imoudu war der Schritt in die Sportfördergruppe und die damit verbundene Berufsentscheidung nicht sofort klar. „Vorm Abi habe ich mir aufgeschrieben, was ich machen könnte. Da war Polizei auch dabei.“ Aber erst bei der Laufbahnberatung sei ihm bewusstgeworden, dass er so Ausbildung und Leistungssport am besten verbinden kann.

Und wie geht es künftig weiter? Noch liegen zwei Jahre Theorie und ein Jahr Praxis vor ihm. Ein halbes Jahr geht es zum Wach-und Wechseldienst, ein weiteres halbes Jahr zur Kriminalpolizei. Sportlich hat der Schwimmer ein großes Ziel: Olympia 2024. Aktuell sieht es für den Deutschen Meister über 100-Meter und 50-Meter Brust gut aus. Wann die Zeit stoppt, wenn Melvin Imoudu in zwei Jahren mit beiden Händen die Wand des Pariser Schwimmbeckens berühren würde, bleibt nun also abzuwarten.

Josefin Roggenbuck (MIK)

Titelmotiv Sportfördergruppe Kalenderblatt Juli
© Kathlen Friedrich Photography

Diese Reportage erschien im Mitarbeitermagazin der Polizei Brandenburg, info110, Ausgabe 2/2022.

In dem Moment, wo beide Hände die Wand berühren, wird die Zeit gestoppt. Je nach Wettkampf hat Brustschwimmer Melvin Imoudu dann 100 oder 50 Meter in Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt. Viel Zeit, um noch im Wasser rumzudümpeln, bleibt dem 22-Jährigen aber nicht. Der Leistungssportler ist gleichzeitig auch Polizeianwärter, studiert um künftig im gehobenen Polizeidienst in Brandenburg zu arbeiten. Er versucht, Ausbildung und Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Unterstützung erhält er durch die Sportfördergruppe der Landespolizei, zu der er seit zwei Jahren gehört.

Denn Spitzensportlern wie Melvin Imoudu bietet die Polizei Brandenburg die Möglichkeit, parallel zu Training und Wettkämpfen, ein Bachelor-Studium zum Polizeikommissar bzw. zur Polizeikommissarin zu absolvieren. Und das seit zehn Jahren. Damals hatten sich die Partner der Kooperationsvereinbarung, also das Innenministerium, das Sportministerium, der Olympiastützpunkt und der Landessportbund Brandenburg zum Ziel gesetzt, eine weitere Säule der Spitzensportförderung zu etablieren. Neben den Sportfördergruppen auf Bundesebene bei Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll solle auch ein Pendant bei der Landespolizei geschaffen werden. Athletinnen und Athleten werde dadurch während der Spitzensportkarriere ein Hochschulstudium mit finanzieller Absicherung und einer beruflichen Perspektive im Landesdienst ermöglicht, heißt es in der Kooperationsvereinbarung.

Für den Schwimmer Melvin Imoudu bedeutet diese duale Karriere in erster Linie mehr Zeit – zumindest für das Studium. „Ich bin ganz normal Polizeianwärter, bloß dass wir das Studium strecken auf fünf Jahre anstatt drei“, erklärt er. Also nicht halb Polizist und halb Student, sondern vielmehr eine Verbindung von beidem, wo darauf geachtet werde, dass nichts hintenanstehe. „Wir haben Uni meist von Montag bis Mittwoch, ausnahmsweise auch mal donnerstags oder freitags, wenn wir zum Schießen gehen“, sagt Imoudu weiter. Hinzu kommt dann sechs Mal pro Woche Training – im Schwimmbecken, im Kraftraum oder auch beim Cross fit mit anderen Leistungssportlern. Da sei zwar relativ anstrengend, passe aber vor allem durch die Streckung der Studieninhalte sehr gut. Und außerdem werde durch die Koordinatoren darauf geachtet, dass die Studierenden verpasste Inhalte zeitnah nachholen.

In der vergangenen Saison habe er viel im Themengebiet Einsatzlehre durch Wettkämpfe und Trainingslager verpasst, erzählt der 22-Jährige. Da wurde danach aber gemeinsam überlegt, wie das nachgeholt werden könne. Und was ist mit der klassischen Studierendenzeit – Partys bis ins Morgengrauen, Vorlesungen erst ab Mittag und abends in die nächste Bar? „Studentenleben gibt es auch“, sagt Melvin Imoudu mit einem verschmitzten Lächeln. Allerdings nicht in der Art wie bei denen, die nur studieren und parallel keine Leistungssportkarriere forcieren.  

Trotz dessen habe er keine Angst etwas zu verpassen. „Ich kenne es ja nicht anders“, sagt er. Sport auf hohem Leistungsniveau ist dem 22-Jährigen seit der Kindheit bekannt und auch der Verzicht, der damit manchmal einhergeht. Mit sieben Jahren habe ihn der Opa zum Schwimmen gebracht, dabei ist er bis heute geblieben. „Das coole am Schwimmen sind die Wettkämpfe, sich mit anderen zu messen. Und dann zu sehen, was man selber geschafft hat“, erzählt er. Vor allem die Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Budapest sei ein bisheriger Höhepunkt seiner noch jungen Karriere. So erlebe er durch seinen Sport mehr als manch anderer.

Gemeinsam mit Melvin Imoudu haben Leichtathleten, Judokas, Kanuten, Boxer und Bob-Sportler in der Sportfördergruppe angefangen. Größtenteils kennen sich die Athleten schon aus ihrer Schulzeit. Außer die Boxer, sagt der 22-Jährige, die haben ja in Frankfurt/ Oder trainiert. Um die Verbindung zwischen Sport und Studium zu optimieren, findet der Großteil der theoretischen Ausbildung auf dem Gelände des Luftschiffhafens in Potsdam statt. Dort sind extra Räume eingerichtet, seit der Corona-Pandemie findet ein Großteil des Unterrichts digital statt.

Alle zwei Jahre können zehn Brandenburgische Athletinnen und Athleten, die dem Bundeskader in einer Olympischen Sportart angehören und ein Erststartrecht bei einem Brandenburgischen Verein besitzen, ihre duale Karriere beginnen. Für Melvin Imoudu war der Schritt in die Sportfördergruppe und die damit verbundene Berufsentscheidung nicht sofort klar. „Vorm Abi habe ich mir aufgeschrieben, was ich machen könnte. Da war Polizei auch dabei.“ Aber erst bei der Laufbahnberatung sei ihm bewusstgeworden, dass er so Ausbildung und Leistungssport am besten verbinden kann.

Und wie geht es künftig weiter? Noch liegen zwei Jahre Theorie und ein Jahr Praxis vor ihm. Ein halbes Jahr geht es zum Wach-und Wechseldienst, ein weiteres halbes Jahr zur Kriminalpolizei. Sportlich hat der Schwimmer ein großes Ziel: Olympia 2024. Aktuell sieht es für den Deutschen Meister über 100-Meter und 50-Meter Brust gut aus. Wann die Zeit stoppt, wenn Melvin Imoudu in zwei Jahren mit beiden Händen die Wand des Pariser Schwimmbeckens berühren würde, bleibt nun also abzuwarten.

Josefin Roggenbuck (MIK)

Startbild für das Video zum Polizeisport mit einem schwimmenden Polizeisportler
Startbild für das Video zum Polizeisport mit einem schwimmenden Polizeisportler