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Rechtsextremisten nutzen Spieleplattformen als Rekrutierungszone

- Erschienen am 16.09.2019 - Presemitteilung Meldung Verfassungsschutz

Extremisten sind immer daran interessiert, Nachwuchs zu gewinnen. Aus deren Sicht gilt hierbei: Je jünger, desto formbarer. Insbesondere das Internet mit seinen Sozialen Medien, Nischen und seiner großen digitalen Vielfalt sowie Anonymität ist als Rekrutierungszone gut geeignet. Eine solche Zone sind Computerspiele-Plattformen. Dort können die zumeist jungen Spieler mit einem sehr niedrigschwelligen Angebot an die extremistische Szene herangeführt werden. Ebenso gelingt es Rechtsextremisten, die Inhalte der Spiele mit ihrer verfassungsfeindlichen Ideologie zu verknüpfen. Dieses gilt beispielsweise für Games mit hohen Gewalt- beziehungsweise Action-Anteilen und Simulationen über den Zweiten Weltkrieg.

Für die Nachwuchsrekrutierung setzen Rechtsextremisten auf ein zweistufiges Verfahren. Die Kontaktanbahnung verläuft zunächst über Spieleforen im Internet. Sie dienen dem Austausch und der Verabredung zum gemeinsamen Spielen. In diesen oftmals öffentlich zugänglichen Zonen knüpfen auch Rechtsextremisten neue Kontakte. Gelingt dies, versuchen sie in einem zweiten Schritt die Kommunikation zu verlagern. Hierfür locken Rechtsextremisten ihre neugewonnenen Kommunikationspartner vermehrt zu Sprach- und Video-Chatprogrammen. Die sind bei Spielern beliebt. Normalerweise dienen sie den Teams dazu, sich online während des gemeinsamen Computer-Gamings über Strategien und Vorgehensweisen auszutauschen. Dementsprechend sind diese Chats nicht offen zugänglich. Sie bedürfen vielmehr einer privaten Einladung zur Teilnahme. Rechtsextremisten machen sich das zunutze. Sie nutzen ebenfalls diesen geschützten Kommunikationsraum für die gezielte Vermittlung ihrer verfassungsfeindlichen Agenda. Das Spielen selbst tritt dann in den Hintergrund. Dieser zweistufige Rekrutierungsprozess lässt sich beispielhaft für die rechtsextremistische „Identitäre Bewegung" (IB) belegen.

„Steam" ist eine sehr große Vertriebsplattform für Computerspiele. Nutzer müssen sich dort registrieren und können Gruppen in den „Steam"-Foren bilden. Dort existieren mehrere öffentlich einsehbare Gruppen mit Bezügen zur IB. Die größte davon verfügt über mehr als 500 Mitglieder. Neben einzelnen Kommentaren zu Videospielen finden sich dort hauptsächlich Informationen zu politischen Zielen der IB sowie einige Videos über ihre (realweltlichen) Aktionen. Darüber hinaus fällt auf, dass die Diskussionen in dieser „Steam"-Gruppe äußerst kurz sind. Gleichzeitig wird dazu aufgerufen, den Sprach- und Video-Chatdienst „Discord" für Unterhaltungen zu nutzen. So veröffentlichte ein Gruppenmitglied am 18. August 2019 einen Link zu „Discord", um sich „über unser Vaterland auszutauschen und um etwas gegen die verunreinigung durch Linke u.s.w. zu unternehmen". Der Autor bezeichnet sich in Anlehnung an eine der Hauptfiguren der US-amerikanischen Fernsehserie „The Man in the High Castle" als „Obergruppenführer John Smith". In dieser dystopischen Serie haben Deutschland sowie Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die USA geteilt. Als Obergruppenführer nimmt „John Smith" dabei eine nationalsozialistische Führungsposition im Rang eines Generals ein.

Hieran wird deutlich, dass Rechtsextremisten sehr geschickt über die Fassade von Computerspielen versuchen, neue Anhänger zu gewinnen. Um zu verhindern, dass die Verfassungsfeinde auf diese Weise erfolgreich sind, ist es wichtig, dass die zumeist jungen Spielerinnen und Spieler über die Gefahren aufgeklärt und in ihrer Medienkompetenz gestärkt werden. Hierfür steht Ihnen der brandenburgische Verfassungsschutz für Fragen und Hilfe jederzeit gerne zur Verfügung.

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Datum
16.09.2019
Rubrik
Verfassungsschutz (Meldungen)