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Straftaten in Brandenburg sinken 2019 auf Rekordtief

- Erschienen am 11.03.2020 - Presemitteilung 015/2020

Potsdam - Die Zahl der registrierten Straftaten in Brandenburg ist 2019 auf den niedrigsten Stand seit Bestehen des Landes gesunken. Insgesamt wurden 171.828 Straftaten gezählt, teilte Innenminister Michael Stübgen bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik zusammen mit dem amtierenden Polizeipräsidenten Roger Höppner mit. Das entspricht einem Rückgang von tausend Straftaten beziehungsweise 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist die Zahl der erfassten Fälle der Kriminalstatistik zum sechsten Mal in Folge gesunken.

Stübgen: „Brandenburg ist erneut ein Stück weit sicherer geworden. Die insgesamt erfreuliche Entwicklung der Kriminalstatistik setzte sich auch im Jahr 2019 fort, die Gesamtzahl der Straftaten ist weiter zurückgegangen. Maßgeblich dafür ist der Rückgang der Diebstahls- und Betrugsdelikte. Im Gegensatz dazu haben wir einen Anstieg bei Sachbeschädigungen und Körperverletzungen zu verzeichnen. Dies lässt auf eine zunehmende Verrohung von Teilen der Gesellschaft schließen. Das zeigt sich ganz besonders in den steigenden Fallzahlen bei der Gewalt gegen Polizeibedienstete. Hier mussten wir im vergangenen Jahr einen beunruhigenden Rekord verzeichnen. Unsere Polizistinnen und Polizisten leisten jeden Tag einen aufopferungsvollen Dienst für uns alle. Dafür verdienen sie unseren Respekt und unsere Unterstützung. Wir müssen als Gesellschaft der steigenden Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte entschlossen entgegentreten.“

Von den erfassten 171.828 Straftaten konnten 96.690 aufgeklärt werden. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 56,3 Prozent. Damit ist die Quote geringfügig um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Ermittelt wurden 2019 insgesamt 65.374 Tatverdächtige, das entspricht einem Rückgang von einem Prozent beziehungsweise 666 Tatverdächtigen.

Höppner: „Ich blicke insgesamt zufrieden auf die heute vorgestellten Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung in Brandenburg. Wir haben in unserem Land das niedrigste Kriminalitätsaufkommen der letzten zwanzig Jahre und die höchste Aufklärungsquote seit 2007. Mein ausdrücklicher Dank geht vor allem an unsere Partner in der polnischen Polizei, mit deren Hilfe es uns gelungen ist, einer ganzen Reihe von international agierenden Täterbanden das Handwerk zu legen. Ich danke aber auch allen ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich in ihrer Freizeit gemeinsam mit der Polizei für die Sicherheit der Menschen im Land engagieren. Dennoch gibt es Kriminalitätsphänomene, die mir ernste Sorgen bereiten. Dazu gehört eindeutig der Anstieg der Rauschgiftkriminalität. Diesem negativen Trend gilt es in den kommenden Jahren noch deutlich verstärkter entgegenzutreten.“

Kriminalitätsentwicklung im Überblick

Die Anzahl der Diebstahlsdelikte ist gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent gesunken (2019: 59.079 Fälle; 2018: 62.356 Fälle). Registriert wurden unter anderem weniger Fälle beim Diebstahl an und aus Kfz (7.059 Fälle; -12,8 %), beim Diebstahl in/aus Dienst-, Büro-, Fabrikationsräumen (3.651 Fälle; -8,4 %) und beim Diebstahl in/aus Gärten, Gartenanlagen, Gartenlauben, Bungalows (2.285 Fälle; -12,4 %). Im Jahr 2000 wurden insgesamt noch rund 130.000 Diebstahlsfälle gezählt, mehr als die Hälfte aller damals registrierten Straftaten. Im Jahr 2019 waren 34,4 Prozent (2018: 36,1 %) aller erfassten Straftaten Diebstahlsdelikte.

Um 8,3 Prozent ist die Zahl der registrierten Betrugsstraftaten gesunken (2019: 17.718 Fälle; 2018: 19.331 Fälle). Ein deutlicher Rückgang war insbesondere bei Waren- und Warenkreditbetrug (2019: 7.831 Fälle; -7,3 %) oder bei Betrug bzw. Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter unbarer Zahlungsmittel (2019: 1.185 Fälle; -27,5 %) festzustellen.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fallzahlen bei Körperverletzungsdelikten um 0,7 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden 15.815 Körperverletzungsdelikte gezählt. Darunter fallen einfache, fahrlässige, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie die Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung mit Todesfolge. Der Anstieg ist auf mehr Fälle einfacher Körperverletzung zurückzuführen (2019: 11.198 Fälle; +1,1 %).

Gesunken sind dagegen die Fälle fahrlässiger Körperverletzung: (2019: 757 Fälle; -2,4 %), gefährlicher und schwerer Körperverletzung (2019: 3.644 Fälle; -0,7 %) und der Misshandlung Schutzbefohlener (2019: 214 Fälle; -20,7 %). Wie im Vorjahr wurden auch 2019 zwei Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge gezählt. Die Aufklärungsquote lag 2019 bei 90,3 Prozent (2018: 90,2 %).

Einen neuen Höchststand hat die Gewalt gegen Polizeibedienstete erreicht. Im vergangenen Jahr wurden 1.262 Fälle registriert. Das ist eine Zunahme von 283 Fällen oder 28,9 Prozent. Dabei wurden 2.162 Polizistinnen und Polizisten als Opfer gezählt, 454 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg beträgt 26,6 Prozent. Widerstandsdelikte gegen Polizeivollzugsbeamte machen den Hauptanteil der Fälle aus (2019: 1.121 Fälle, 2018: 803 Fälle). Von den 1.255 aufgeklärten Fällen standen in fast 60 Prozent der Fälle die Tatverdächtigen unter dem Einfluss von Alkohol.

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung lassen die veränderte Sexualgesetzgebung und die neuen Erfassungsmodalitäten nur eine bedingte Vergleichbarkeit zu den Vorjahren zu. Gegenüber 2018 ist ein Anstieg zu verzeichnen (2019: 2.127 Fälle; +8,6 %). Besonders deutlich fällt der Anstieg bei Delikten von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornographischer Schriften ins Auge (+121 Fälle bzw. +53,5 % auf 347 Fälle).

Im Jahr 2019 wurden 9.645 Fälle der Rauschgiftkriminalität gezählt, ein Anstieg von 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist auch auf den steigenden Ermittlungsdruck der Polizei zurückzuführen, da es sich dabei um ein sogenanntes Kontrolldelikt handelt.

Die registrierte Gesamtkriminalität in den brandenburgischen Grenzgemeinden zu Polen ist gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Im Jahr 2019 wurden 3,9 Prozent weniger Straftaten registriert (2019: 17.890 Fälle; 2018: 18.618 Fälle). Die Aufklärungsquote betrug 60 Prozent (2018: 61,8 %).

Gesunken ist ebenfalls die registrierte Gesamtkriminalität im engeren Verflechtungsraum mit Berlin. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 77.369 Straftaten im sogenannten engeren Verflechtungsraum registriert. Gegenüber 2018 ist das ein Rückgang um 2,1 Prozent (2018: 79.056 Fälle). Die Aufklärungsquote lag bei 53,1 Prozent (2018: 53,6 %).

Die Anzahl der Straftaten mit Tatbeteiligung von Zuwanderern ist leicht rückläufig. Im Jahr 2019 wurden landesweit 11.569 Straftaten durch Zuwanderer erfasst. Das ist ein Rückgang um 0,7 Prozent. Ohne Berücksichtigung der ausländerrechtlichen Verstöße fällt der Rückgang mit 4,3 Prozent noch stärker aus (2019: 6.746 Straftaten; 2018: 7.050).